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“... unterweltsfeurig strahlte es ihm entgegen, strahlte vom Ausgang der mäßig breiten Straße her, durch die sich, Kopf an Kopf, die Menschenmenge vorwärts schob, in ein schier zwangsläufig-selbsttätiges Hinströmen verwandelte, und mit jedem Schritt, mit jedem Vorwärtsgleiten ward die Macht jener geheimnisvollen, unheilsträchtigen, sinnlos-großartigen Anziehungskraft deutlicher fühlbar, wurde furchtbarer, wurde dringlicher, um endlich mit einem Schlag sich zur Gänze zu enthüllen, denn jählings wurde nun hier, feuerumkränzt und lärmumringt, der Palast sichtbar, in vulkanisch unterweltlichem Leuchten emporgehoben aus der Mitte eines schildförmig aufgebuckelten, fast kreisrunden Platzes, und dieser Platz war eine einzige Flut zusammengeballter Geschöpflichkeit, war zusammengeballter, brodelnder Menschenhumus, war eine Flut glosender Augen und glosender Blicke, die allesamt inbrünstig steif, gleichsam jeglichen anderen Inhaltes verlustig, auf das einzigeinzige, schattenlos glühende Ziel gerichtet waren. So ragte die Burg, umbrandet von Fackeln, das sinngebende Richtungsziel für die unwiderstehlich angelockte, drängende, schnaubende, stampfende Herdengesamtheit, unbändig sehnsüchtiges Willensbewußtsein der Herde, das Ziel ihrer unbändigen Richtungsgier, eben darum aber auch das Bild einer entsetzenerregenden, dumpfsprühenden, niemals auffindbaren Rätselmacht, unbegreiflich für den Einzelmenschen, oh, derart unverständlich, daß die Frage nach dem Sinn und nach dem Grunde der übermächtigen Anziehung wohl in einem jeden von ihnen wühlte, und wenn auch keiner sich eine wirkliche Antwort zu geben vermochte, so war selbst die bescheidenste und unzureichendste danach angetan, hoffnungserfüllend zu wirken: ‘Der Cäsar wird sprechen’, hieß es; so stachelten sie sich selber und einander an, damit die Angst vor der sicheren Enttäuschung nimmermehr das wilde Begehren ermatten ließe, die große Sehnsucht nach der Teilhaberschaft: billige Antworten für so große Hoffnung, billige Anstachelungen, doch jedesmal ging ein Ruck durch die Masse, durch die Körper, durch die Seelen, stierhaft, unzüchtig, unwiderstehlich, dumpf auf das gemeinsame Ziel vorstoßend, ein zusammengeballtes Gebrause und Gestampfe, Vorstoß um Vorstoß hinein in ein loderndes Nichts.”
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Abgesehen vom Unterhaltungswert einer solchen Köpenickiade fragen pakistanische Blogger aber ganz zurecht, was denn von der Verläßlichkeit von Geheimdienstinformationen zu halten ist, denen folgend das US-Militär in diesem Jahr schon über 100 unbemannte Fernbomben in Pakistan abgefeuert hat, um aus der Sicherheit seiner Feuerleitbunker von eben diesen Diensten vermeintlich identifizierte Talibankämpfer zu liquidieren, wenn die gleichen Geheimdienste nicht einmal in der Lage sind, in einem Zeitraum von mehreren Monaten den angeblich zweithöchsten Talibanführer von einem simplen Betrüger aus dem Basar von Quetta zu unterscheiden.
In dem einen Fall mag es peinlicher Dilettantismus sein; in wie vielen Mordanschlägen war es tödlicher?
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Mor Karbasi, eine Israelin mit langjähriger arabischer Gesangsausbildung. Ihre Mutter und ihre Großeltern stammen aus Marokko, ihr Vater aus dem Iran, und dieses weit verzweigte Wurzelwerk führt rund ums Mittelmeer gut 500 Jahre zurück zu den sephardischen Juden vor ihrer Vertreibung aus Spanien. In ihrer (fast verlorenen) Sprache, dem Ladino, einer Mischsprache aus Spanisch und Hebräisch mit Einsprengseln aus allen Ländern ihrer Diaspora, singt Mor Karbasi alte sephardische Lieder aus dieser Zeit und neue, die musikalische Stile aus Flamenco, Fado, berberischer, arabischer, persischer und moderner westlicher Musik mischen. Wenn es überhaupt einer Falsifizierung der gegenwärtigen Neuauflage einer stets blödsinnigen Ausgrenzungspolitik bedürfte, braucht man sich bloß diese Musik anzuhören. Wie viel ärmer wären wir ohne die befruchtende Mischung von Kulturen und Traditionen. "Multikulti" ist gescheitert? Ein politisches Programm mit diesem Etikett vielleicht. Aber diese junge Frau verkörpert (auf hörbarere Weise als die meisten von uns) Multikulturalität in Fleisch und Blut.
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Begonnen hat er, wie schon gesagt, damit, daß Kerenyi Thomas Mann im Frühjahr ‘33 seinen Vortrag “Unsterblichkeit und Apollonreligion” zuschickte. Er gab damit Themen aus (antiker) Religion und Mythologie gleichsam vor, und Thomas Mann ging darauf ein, stellte aber auch ziemlich von Beginn an seine Position klar und den Bezug zur Gegenwart her. Daß er, der stets Zugeknöpfte, diesen Schritt unternahm, erstaunt mich nun doch. Vielleicht sind überhaupt die Mitteilungen zum Zeitgeschehen in diesen katastrophalen Jahren das Interessanteste an diesem Briefwechsel zweier sehr scharfsinniger Beobachter und Intellektueller. Einige Auszüge aus ihren Briefen möchte ich in der nächsten Zeit hier einstellen. Den Anfang soll jener zweite Brief Thomas Manns machen, der die angesprochene Positionsklärung enthält. (Da es sich um ganz persönliche Lesefrüchte handelt, erlaube ich mir um einer flüssigeren Lesbarkeit willen, Auslassungen nicht eigens kenntlich zu machen.)
Küsnacht-Zch. den 20. II. 34
Sehr verehrter Herr Professor
Tatsächlich ist in meinem Fall das allmählich zunehmende Interesse fürs Mythisch-Religionshistorische eine “Alterserscheinung”, es entspricht einem mit den Jahren vom Bürgerlich-Individuellen weg, zum Typischen, Generellen und Menschheitlichen sich hinwendenden Geschmack.
Es gibt in der europäischen Literatur der Gegenwart eine Art von Ranküne gegen die Entwicklung des menschlichen Großhirns, die mir nie anders, denn als eine snobistische und alberne Form der Selbstverleugnung erschienen ist. Ja, erlauben Sie mir das Geständnis, daß ich kein Freund der – in Deutschland namentlich durch Klages vertretenen – geist- und intellektfeindlichen Bewegung bin. Ich habe sie früh gefürchtet und bekämpft, weil ich sie in allen ihren brutal-antihumanen Konsequenzen durchschaute, bevor diese manifest wurden.
Ich vertraue auf Ihr Verständnis, wenn ich sage, daß mit der “irrationalen” Mode häufig ein Hinopfern und bubenhaftes Über Bord werfen von Errungenschaften und Prinzipien verbunden ist, die nicht nur den Europäer zum Europäer, sondern sogar den Menschen zum Menschen machen. Es handelt sich da um ein “Zurück zur Natur” von menschlich wesentlich unedlerer Art, als dasjenige, welches die französische Revolution vorbereitete... Genug! Sie verstehen mich aufs Wort.
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In Ermangelung anderer Schriften Kerenyis habe ich mir den Briefwechsel der beiden besorgt, aber – donalphons Liebe zur vermeintlichen Kultiviertheit alter Zeiten in Ehren – allein die Umgangsformen dieser distinguierten beiden Herren aus zigarrenduftenden Vorkriegszeiten sind sowas von umständlich bis lästig, daß man zutreffender von Umstandsformen sprechen möchte.
“Dem großen Schriftsteller, der uns mit Herrn Settembrinis Gestalt beschenkte, und einem der tiefsten Religionskritiker” – mit dieser Widmung übersandte Kerenyi Thomas Mann Anfang 1934 seinen Vortrag über “Unsterblichkeit und Apollonreligion”. Dazu veranlaßt hatte ihn die Lektüre des Zauberbergs.
“In Settembrinis Gestalt schuf Thomas Mann die mir äußerst sympathische Verkörperung des humanistischen Verhaltens einer immer wiederkehrenden menschlichen Situation gegenüber, welche als wissenschaftlicher Stoff in den Bereich der Religionsgeschichte gehört. Ich meine die Situation der Todesnähe... ein Thema, in dem sich Thomas Mann mit einer solchen Sicherheit, Scharfsicht und Präzision bewegte... wie kein Gelehrter, der dieses Gebiet je in Angriff genommen hatte”, schreibt Kerenyi im Vorwort zur Veröffentlichung des Briefwechsels.
In seinem ersten Antwortbrief zeigte sich Mann beeindruckt: “alles rührte an die Wurzeln meiner geistigen Existenz und hat mich entzückt.”Drei Jahre und etliche Briefe später (und trotz eines persönlichen Besuchs von Kerenyi samt Frau Gemahlin in Küsnacht) sind sie aber, von vereinzelten Bemerkungen abgesehen, noch immer nicht zu Potte oder zur Sache gekommen. “Lieber und hochgeehrter Herr Doktor”, “Sehr verehrter Herr Professor... Wir haben Ihren Besuch in freundlichster Erinnerung. Ihr ergebener...”
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