Deutschen Betrachtern erscheint es für ein Haus jener Zeit vielleicht gar nicht so fremd, und das überrascht nicht, denn es wurde von einem deutschen Architekten gezeichnet. Und zwar von keinem unbekannten, sonderm vom Erbauer u.a. des Chilehauses in Hamburg, Fritz Höger.
Höger war sicher kein unproblematischer Mensch, der sich den Nazis andiente, wie er nur konnte, aber vor Hitlers Augen mit seinen programmatisch norddeutschen Backsteinfassaden wegen dessen neoklassizistischer Vorlieben keine Gnade fand.
Gunnar Gunnarsson (GG) dürfte ihn bei den Versammlungen der Nordischen Gesellschaft in Lübeck kennengelernt haben, die den Isländer aus Dänemark in den Anfangsjahren des Dritten Reichs als eine Art Vorzeigenordländer immer wieder zu Lesungen einlud. Beide stammten aus vergleichbaren bäuerlichen Verhältnissen und scheinen sich fast miteinander befreundet zu haben. Jedenfalls bat GG Höger, ihm für das Land, das er im Osten Islands erworben hatte, ein Haus zu entwerfen - und Höger legte los.
Er entwarf einen herrschaftlichen Gutshof mit Wirtschaftsgebäuden und Stallungen für 800 Schafe, Kühe und Pferde, wie er ihn sich als Trutzburg eines nordischen Odalbauern vorstellen mochte. Die Wände sollten wie ein Stauferkastell aus Basaltwackersteinen errichtet werden. Auf seinen Bauzeichnungen wird das Haupthaus von hohen Bäumen beschattet. Mit den Gegebenheiten in Island hatte das alles wenig zu tun.
Gebaut wurden letztlich lediglich das Haupthaus und ein Seitenflügel, und die Ausführung wurde von den örtlichen Handwerkern auch recht anders gelöst, als sich der Architekt das vorgestellt hatte.
Trotzdem ist das Ergebnis ein bis heute völlig einzigartiges Bauwerk in Island.
Wer an die traditionellen Bauernhäuser aus Grassoden denkt oder an die mit Wellblech gedeckten und verkleideten Holzhäuschen jener Zeit, dem erscheint dieses Haus, das damals etwa den Gegenwert von zehn Einfamilienhäusern in Reykjavík gekostet hat, geradezu grotesk.
Besonders wenn man es wie die meisten Touristen im Sommer besucht, wenn das harte Schwarzweiß seiner Fassaden gleichsam aus den grünen Hängen und Wiesen herauszuspringen scheint wie gebleichte Knochen.
Erst im Winter fügt es sich besser in die dann ebenfalls schwarzweiße Umgebung ein.
... link (1 Kommentar) ... comment
Und hier geht es zum Haus des außerhalb Islands zu Unrecht ins kollektive Vergessen abgedrängten Autors.
... link (1 Kommentar) ... comment
Während die einen auf den Schneepflug warten, treibt der viele Schnee andere zur Futtersuche in die Täler.
Der Osten Islands ist dafür bekannt, daß dort die einzigen Rentiere der Insel leben. Ihre Vorfahren wurden im späten 18. Jahrhundert aus der norwegischen Finnmark eingeführt und in verschiedenen Teilen der Insel ausgesetzt. Die ersten drei Versuche schlugen fehl: keines der Tiere überlebte einen isländischen Winter. Erst eine vierte Herde, die man 1787 im Vopnafjörður im Nordosten an Land setzte, fand dort im Hinterland genügend Rentierflechte, um den Winter zu überstehen.
Ihr Bestand beträgt heute in guten Jahren bis zu 4000 Tiere. Um die empfindliche Vegetation auf der Hochlandtundra vor Überweidung zu schützen (und Geld mit Jagdlizenzen zu verdienen), werden jährlich zwischen 1000 und 1300 Tiere zum Abschuß freigegeben.
Sie sind inzwischen die Wappentiere für das Ostland geworden, und auch ein Kunstfestival trägt ihren Namen.
... link (0 Kommentare) ... comment
Hier der Bericht und vor allem Bilder aus den Abendnachrichten des Fernsehens:
Sjónvarpsfréttir, 30. mars
... link (0 Kommentare) ... comment
... link (0 Kommentare) ... comment
Die zahllosen Fragezeichen bezeichnen einen von der Polizei erklärten Unsicherheitsstatus, was bedeutet, daß ein Unterwegssein mit Risiken verbunden ist, die von Null-Sicht im Schneetosen über Festfahren und Steckenbleiben in Schneewehen weitab von der nächsten Siedlung bis hin zu Lawinengefahr reichen, und man tunlichst zuhause bleibt. Ekkert ferðaveður, kein Fahrwetter.
... link (0 Kommentare) ... comment
Über 28 m/s Wind, wie sie im Südosten erreicht werden sollen, bedeuten orkanartigen Sturm der Stärke 11.
Aus Nord, direkt aus dem Polarmeer heranbrausend.
... link (0 Kommentare) ... comment
An diesem fünften und letzten Sonntag der Fastenzeit vor der Karwoche, die wiederum bekanntlich mit der Kreuzigung unseres Herrn und Heilands endete, ist es wahrlich höchste Zeit, die gotteslästerliche Anmaßung dieses Jaki Sonarson zu beenden, schildert er uns seine absonderlichen Phantasmagorien und besonders sich selbst doch auf eine Weise, aus der nichts anderes hervorgeht, als daß seine unwürdige Person von den bedauerlichen Seelen, die da im kahlen, sturmgefegten isländischen Hochland von ihm aus ihrer Totenruhe aufgestört worden waren, für den Gott des Jüngsten Gerichts gehalten wurde, wie der folgende, letzte Auszug aus seinen hinterlassenen Papieren unschwer erkennen läßt.
... link (0 Kommentare) ... comment
... erhob sich hier vor gut zwei Wochen der letzte Wintervollmond über die Bergrücken. Und es ist noch immer eisekalt: -10° letzte Nacht.
Jaki Sonarsons Geschichte wird immer phantastischer. Er sieht, ungläubig vor Staunen, wie sich vor seinem Bauhausbunker im isländischen Hochland, den er unwissentlich gleich neben einem vergessenen Friedhof errichtet hat, die Toten aus den Gräbern erheben, nachdem er ihnen bei einem seiner einsamen Trinkgelage ein Glas Champagner auf dem Kopf, genauer, auf dem Grabhügel zerschmettert hat.
Eine merkwürdige Gemeinde sammelt sich da um ihn. Doch Jaki ist entweder betrunken oder wahrhaft unerschrocken, denn er führt sie schweigend alle in sein Haus. Zunächst ins Untergeschoß mit dem geheizten Schwimmbecken. Die Auferstandenen befremdet das nicht mehr als alles andere. Sie haben wohl erwartet, daß sie sich bei einem Erwachen im Jenseits zuerst einer rituellen Reinigung unterziehen müssen.
... link (0 Kommentare) ... comment