Dem ersten Reichstag des neuen Königs in Bamberg, wo die Großen des Reiches dem Staufer huldigen, bleibt er demonstrativ fern. Konrad läßt ein paar Wochen verstreichen, dann fordert er den Welfen auf, ihm die Reichsinsignien auszuliefern. Heinrich knirscht mit den Zähnen, erklärt sich aber bereit, wenn Konrad ihn im Gegenzug in seinen beiden Herzogslehen in Bayern und Sachsen bestätigt. Man vereinbart ein Treffen in Regensburg. Als Heinrich im Juni 1138 dort eintrifft, erwarten ihn lediglich zwei Abgesandte des Königs, die ihm das Reichskreuz mit der Heiligen Lanze darin, die achteckige Reichskrone und vielleicht weitere Insignien abnehmen und ihm vom König ausrichten, für die übrigen Fragen sei gerade keine Zeit, man könne sich darüber auf dem nächsten Reichstag im Juli in Augsburg verständigen. Heinrich der Stolze ist ein weiteres Mal düpiert. Und er weiß damit definitiv, daß der neue König keineswegs gewillt ist, ihm seine herausragende Machtstellung mit dem Doppelherzogtum zu belassen (was beim Charakter Heinrichs vermutlich auch einem politischen Selbstmord auf Raten gleichgekommen wäre).
Anerkennung in seinem neuen Herrschaftsbereich muß sich der Bär allerdings selbst verschaffen, und er nutzt sofort die Gunst der ersten Stunde: Heinrich der Stolze hält sich noch in Bayern auf, als Albrecht die Städte Lüneburg, Lübeck und Bardowiek erobert. Weiter kommt er nicht. Graf Adolf II. von Holstein und andere sächsische Große verweigern ihm die Anerkennung, und Lothars Witwe, die Kaiserin Richenza, organisiert im Hintergrund eine Widerstandsbewegung.
Damit ist der Bruch zwischen der staufischen Partei und den Welfen offenbar, und König Konrad III. weiß, daß er die Welfen nun vollständig entmachten muß. Er beruft für den Dezember einen Hoftag in seiner Königspfalz Goslar im Herzen Sachsens ein. Dort erkennt er Heinrich auch seine Herzogswürde in Bayern ab und belehnt an dessen Statt seinen eigenen Halbbruder Leopold IV., Markgraf von Österreich aus dem Haus der Babenberger, mit dem bayerischen Herzogtum.
Darauf hält den wutschnaubenden Welfen nichts mehr zurück. Mitten im Winter marschiert er gleich Anfang 1139 mit seinem Heer von Bayern nach Sachsen, das der König fluchtartig verlassen muß. Überall erheben sich die Welfentreuen unter dem sächsischen Pfalzgrafen Friedrich von Sommerschenburg, Erzbischof Konrad von Magdeburg oder Graf Rudolf von Stade, und Albrecht der Bär muß schließlich ebenfalls fliehen, zum König nach Süddeutschland. Der ruft den Reichskrieg gegen den geächteten Welfen aus und zieht zum Sommer bei Hersfeld ein beträchtliches Heer gegen die Sachsen zusammen. An der Königsfurt über die Werra beim nachmaligen Creuzburg stehen sich beide Heere schließlich gegenüber. Die Fürsten unter Leitung Alberos von Trier und Herzog Sobeslavs von Böhmen vermitteln jedoch einen Waffenstillstand bis zum Pfingstfest des nächsten Jahres. Heinrich bleibt so lange im Besitz Sachsens und darf sich vorerst als Sieger fühlen.
Natürlich will er sich nun auch mit Gewalt Bayern zurückholen, das in dem Waffenstillstand nicht eingeschlossen ist. Und wenn er erst wieder über sein Reich von Meer zu Meer verfügt, wird man sehen, wie lange sich der Staufer noch auf seinem Thron halten kann. Also bereitet Heinrich einen Feldzug nach Bayern vor, wo sein Bruder Welf VI. dem Babenberger bereits Widerstand leistet. Heinrich beruft die ihm treuen Adeligen nach Quedlinburg und spricht mit ihnen ab, wie Sachsen während seiner Abwesenheit bewahrt und verwaltet werden soll, – und stirbt dort ganz plötzlich am 20. Oktober 1139 im Alter von 40 Jahren. (Natürlich kommen Gerüchte von einem Giftmord auf, doch außerhalb Sachsens finden sie kaum Gehör und verstummen bald wieder.)
Wieder stehen die Welfen zumindest in Sachsen vor dem Ende. Doch wieder tritt eine Frau aus dem Hintergrund, um ihre Macht zu retten, und wieder ist diese Frau selbst keine Welfin. Diesmal ist es Richenza von Northeim, die Witwe Kaiser Lothars von Süpplingenburg. Vermutlich ist sie diejenige, die entscheidet, daß der in Quedlinburg aufgebahrte Ex-Herzog Heinrich nicht in die Grablege der Welfen im schwäbischen Kloster Weingarten überführt wird. Symbolkräftig läßt sie ihn an der Seite ihres Mannes in Königslutter beisetzen und dokumentiert so die Nähe der Welfen zum sächsischen Herzogtum und deren auf Verwandtschaft gegründeten Anspruch auf das deutsche Königtum und die Kaiserkrone.
Wofür tut sie das, obwohl sie selbst doch keine Welfin ist? Nun, zum einen arbeitet sie so daran, das politische Vermächtnis ihres verstorbenen Mannes zu verwirklichen, der ja auf dem Sterbebett in Tirol die Welfen als seine persönlichen und politischen Erben eingesetzt hatte, und zum anderen tut sie es für ihre Tochter, nun Heinrichs des Stolzen Witwe (Richenza kann ja nicht ahnen, daß Gertrud keine zwei Jahre nach ihr mit nur 28 Jahren im Kindbett sterben wird), und für deren Sohn, ihren Enkel Heinrich, den man einmal den Löwen nennen wird.
Sein Geburtsjahr ist unbekannt, man datiert es auf ungefähr 1129/30, obwohl seine 1115 geborene Mutter dann bei seiner Geburt gerade 15 Jahre jung gewesen sein kann. Fest steht jedenfalls, daß Heinrich beim Tod seines Vaters noch minderjährig war. Seine offenbar sehr energisch auftretende und noch immer mit viel Macht und Ansehen ausgestattete Frau Großmama und die Welfenpartei im sächsischen Adel reklamierten gleichwohl die Herzogswürde für den Jungen und bildeten einen Regentschaftsrat, an dessen Spitze Richenza die Regierungsgeschäfte führte. Den abermals anrückenden Ballenstedter Bären jagten sie umgehend wieder aus Sachsen hinaus und fühlten sich anschließend stark genug, Einladungen König Konrads zu Reichstagen nach Worms und Frankfurt zur Schlichtung auszuschlagen. Erst als Richenza im Juni 1141 starb, wurde der Weg zu einem Vergleich zwischen Staufern und Welfen frei. Im Frühjahr 1142 wurde der noch immer unmündige Heinrich auf einem Reichstag zu Frankfurt von König Konrad offiziell mit dem Herzogtum Sachsen belehnt: Der Beginn einer neuen politischen Ära in Sachsen und im Reich.
Richenza bestattete man mit einer Grabkrone aus Blei an der Seite ihres Mannes im Kaiserdom von Königslutter. Wie hat Jünger noch angemerkt: „Da ruht mehr, als man ahnt.”
... link (0 Kommentare) ... comment