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Donnerstag, 4. Oktober 2012
Rakkautta & Anarkiaa

Oh ja, fein unterhalten wird man in Helsinki immer wieder. Dieser Tage erst ging z.B. das sehr gut beschickte Internationale Filmfestival HIFF zu Ende. Es stand unter dem obigen Thema: Rakkautta & Anarkiaa (Programm). Das zweite Wort dürfte ohne Schwierigkeit zu entziffern sein, das erste ist das nicht unbedingt weicheierig-zärtlich, sondern eher feurig-leidenschaftlich klingende finnische Wort für Liebe. Finnen müssen bei Liebe wohl unweigerlich raketti, Raketen, assoziieren. (Hätte man diesen Kaurismäki-Typen gar nicht zugetraut.) Liebe & Anarchie also; die beiden gehen gut zusammen, wie auch etliche der Festivalbeiträge belegten.
Breitleinwandepen wie die Verfilmung der Struensee-Affäre mit Mads Mikkelsen (En Kongelig Affære, A Royal Affaire) waren darunter, nicht sehr anarchisch. Das Bollywoodopus Love Rebels kam dem Thema schon näher, und der Einfall, mit Mannerheim, Marshall of Finland den Film eines kenianischen Regisseurs zur Premiere einzuladen, in dem ein tiefschwarzer Kenianer den finnischen Nationalhelden verkörpert, spricht sehr für den Humor der Finnen.
Für mich bieten solche Festivals vor allem die Gelegenheit, sogenannte kleine Filme zu entdecken, die man sonst allerhöchstens im schuhkartongroßen “Saal” eines halb vergessenen Programmkinos aufstöbern kann. Eine ganze Sektion des Festivals widmete sich solchen “Indie Jewels” aus aller Welt.



Ich habe nicht annähernd einen wirklich repräsentativen Querschnitt des umfassenden Programms sehen können, aber mein Eindruck ist, daß in diesem Jahr die zwar oft schwer erträglichen oder verstörenden, aber sehenswertesten neuen Filme allesamt aus Osteuropa kommen, und sie sind mit all der unterdrückten oder offenen Gewalt darin von Frauen gemacht.



Nennen möchte ich besonders zwei Filme, zum einen das Spielfilmdebüt Klip der 28-jährigen serbischen Regisseurin Maja Miloš und, ebenfalls ein Spielfilmdebüt, der russische Film Portret v sumerkakh (Twilight Portrait) von Angelina Nikonova und einer ziemlich umwerfenden Hauptdarstellerin Olga Dykhovichnaya, die auch das Drehbuch schrieb. Ganz anders als Klip, aber ebenso voller Gewalt, abgrundtiefer Tristesse, und die entscheidende Wendung im Verhalten der Protagonistin, die den ganzen Film treibt, für mich absolut unverständlich. Ich mag einfach nicht glauben, daß Frauen in heute von Frauen gedrehten Filmen als derart masochistisch unterwürfig Liebende hingestellt werden. Der Film bietet auch diese Deutung an, aber nur als eine mögliche, und genau das hält einen beschäftigt. Auch in Deutschland hat der Film schon heftig kontroverse Kommentare ausgelöst. Hier und hier zwei Stimmen dazu.

Und zum versöhnlichen Abschluß, ehe ich mich für ein paar Tage in die Wälder schlage, der Trailer zu Rakkautta & Anarkiaa


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