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Montag, 5. Dezember 2011
Klimtiges Blattgold


Auf einer solchen Reise landet man ja in den absonderlichsten Etablissements. In Wien scheint es ebensowenig ohne Titel wie ohne anderweitiges Blattgold zu gehen.
Das Zimmer um dieses Staatsbett herum eng und dunkel, tief in den Eingeweiden eines großen, als nobel geltenden Hotels in der Josephstadt vergraben. Das einzige, kleine Fenster geht auf einen düsteren Lichtschacht, an dessen Grund ich hier untergebracht wurde. Als ich das Zimmer so bald wie möglich verlasse und durch teppichverkleidete Gänge ins Freie komme, bin ich völlig entgeistert, daß draußen hell die Sonne scheint. Das Zimmer werde ich erst in tiefster Dunkelheit wieder aufsuchen wie eine unumgängliche Schlafhöhle.




Wenn ich mir manche Leute so anschaue, kommen mir aus der Reiselektüre schon eigenartige Wiengedanken:

• “Die Leute anschauend der Gedanke: Die leben noch vor der Katastrophe”
• “Wenn ich die Banalität der Geschichten sehe und höre, die ringsum alle, jedenfalls dem ersten Anschein ihrer Sprache und ihrer Gesten nach, erlebt haben, verstehe ich kurz, wie einer Politiker werden kann – weil er wenigstens seine eigene Person vor dieser sprachlosen Gleichförmigkeit der Privatgeschichten retten will”
(Peter Handke: Das Gewicht der Welt)

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