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Montag, 21. Dezember 2009
Winteranfang

Da wir inzwischen so viele, zu viele Menschen auf diesem zu klein gewordenen Erdball sind, und die sich auch noch vor allem in einer Weltgegend zusammenballen, die Hälfte nämlich in China, Indien, Indonesien, Pakistan und Bangladesh, ist die Erde ins Trudeln geraten. Heute wird die Sonne ihren Zenit nicht senkrecht über dem Äquator erreichen, sondern um ganze 23,4̊ südlich davon. Das - es muß anscheinend gesagt werden - ist keine unbedeutende, sondern eine spürbare Abweichung, sie beschert uns hier auf der Nordhalbkugel den kürzesten Tag des Jahres und, offenbar für viele jedes Jahr wieder überraschend, den Anbruch des Winters.
So staune ich wieder einmal, wie unvorbereitet oder ineffizient öffentliche Dienste in den vermeintlich so smart organisierten Niederlanden dem für sie anscheinend völlig unvorhersehbaren Winter”einbruch” gegenüberstehen. Gestern fielen vielleicht zehn, na gut, fünfzehn Zentimeter Neuschnee. Am Abend meldeten sogar die Nachrichten in Deutschland, daß bei den Nachbarn in Holland nahezu das gesamte öffentliche Leben zum Erliegen gekommen sei: keine Züge, keine Flüge, in vielen Städten kein öffentlicher Nahverkehr. Die Nacht war ruhig und sternklar. Und heute morgen? Der gesamte Berufsverkehr in der Hauptstadt Den Haag spulte und schlingerte durch den inzwischen notdürftig zusammengefahrenen Schneematsch. Einige der unvermeidlichen Radfahrer eierten mitten auf der Fahrbahn umher, weil eben an den Straßenrändern, in den Nebenstraßen, auf den Radwegen und Bürgersteigen noch völlig unvermindert der gesamte Schnee von gestern lag.
Gibt‘s hier keine Räumdienste? Sind sie eingespart oder privatisiert worden? Darf Winter jetzt nicht mehr vorkommen, weil er aufgrund seines hierzulande statistisch eher geringen Auftretens bei den Kostenkalkulationen der Kommunen, der Bahn und der Flughafenbetreiber als nicht zu berücksichtigender Kostensteigerungsfaktor eliminiert wurde?
Immerhin, nach diesem kürzesten Tag und der folgenden längsten Nacht des Jahres rückt uns die Sonne Tag für Tag ein Stückchen näher. In drei Monaten wird sie voraussichtlich die Tag- und Nachtgleiche wieder herstellen. Dann könnte es zu einem jetzt noch unvorhersehbaren Frühlingseinbruch kommen.

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