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Mittwoch, 7. November 2007
Skaftáreldar 1783
Vor 224 Jahren mussten die Menschen an der Südküste Islands allerdings glauben, der jüngste Tag sei angebrochen. In Síða hielt Pfarrer Jón Steingrímsson den Pfingstgottesdienst bei schönem Wetter im Freien, als hinter den Küstenbergen auf einmal ein Rauchpilz in die Höhe schoss, aus dem sich binnen kürzester Zeit "schwarzer Sandnebel" über die gesamte Gegend legte, Staub "wie ausgebrannte Steinkohlenasche", der den Himmel verdunkelte. Zwei Tage später fiel saurer Niederschlag, "der unerträglich in den Augen und auf bloßer Haut brannte... Tropfen ätzten Brandflecken ins Fell der Schafe. Das Wasser im Fluss Skaftá versiegte vollkommen" notierte der Pfarrer in seinen Aufzeichnungen über den Ausbruch. Wiederum zwei Tage später brach "ein Feuerstrom mit rasender Geschwindigkeit unter großem Getöse aus der Schlucht der Skaftá hervor. Wo die Lava auf Tümpel traf, gab es heftige Explosionen. Die Lava füllte das Flußbett und floß über. - Drei Wochen hielt das Dröhnen und Donnern aus dieser Richtung an. Die Rauch- und Aschefahne war jetzt so hoch, dass sie im ganzen Land zu sehen war."
Nach einer Woche begann es zu regnen. "Der Regen war so übelriechend, dass die, die schwach auf der Brust waren, kaum Atem holen konnten und ohnmächtig wurden. Alle Vögel flogen davon, ihre Eier waren wegen eines starken Schwefelgeschmacks nicht genießbar. Eisen lief rostrot an, Holz wurde grau vom Salz- und Schwefelregen, das Gras welkte unter einer Ascheschicht. Das noch lebende Vieh fiel vom Fleisch und gab keine Milch mehr."
Am zehnten Tag stiegen drei Bauern auf die nach Norden abschirmenden Berge. Dahinter erblickten sie mehr als zwanzig Feuersäulen, die flüssige Lava in den Himmel schleuderten. "Ich sah, wie dunkelrotes Feuer hier und da aus Löchern in der alten Lava in die Höhe schoss", schrieb Sera Jón, "worauf die alte Lava knisternd aufbrannte wie Reisig in einer Kohlengrube. Aus der Skaftá-Schlucht quoll die Lava so schnell wie ein großer Fluss bei Frühjahrstauwetter. Mitten in diesem Feuerstrom wälzten sich glühende Felsstücke wie Wale."
Am 25. Juni trug Pfarrer Jón ein: "In den zurückliegenden drei Wochen fielen hier mehr Gift und Eiter zur Erde als man sagen kann, insonderheit Asche, Mineralhaar, Schwefel- und Salpeterregen mehr als je zuvor. Mäuler, Nüstern und Klauen des Viehs wurden wund, alle Gräser und Pflanzten welkten und brannten ab."
In der dritten Woche beobachtete er einen "unterirdischen Ausbruch. Zuerst wölbte sich die Erde unter Ächzen und Stöhnen, dann barst sie auseinander. Es zerriss und zerstückelte sie, wie ein wildes Tier etwas zerreißt. Feuer und Brand loderten aus jedem kleinsten Loch. Grasmatten und große Steine flogen mit lautem Knall, Blitz, Sandfontänen, Rauch und undurchdringlichem Qualm unsagbar hoch in die Luft.... Flüssiges Feuer wurde über alles geschleudert, so dass alles zusammenschmolz."
Am 14. Juli, der Ausbruch dauerte inzwischen fünf Wochen an, "an dem die Lava über den Wasserfall von Stapi herabzustürzen begann, ereignete sich zum vierten und letzten Mal ein schrecklicher Ausbruch in der Schlucht mit unbeschreiblichem Donnern und Krachen, als sollte alles einstürzen. Feuerschein umgab die Menschen im Freien wie in den Häusern... Die ganze Woche über sah man durch die dichten Asche- und Rauchwolken, die über uns lagen, weder den Himmel noch das Geringste von der Sonne.
Am 20. Juli, es war der fünfte Sonntag nach Trinitatis, lag noch immer die gleiche Düsternis mit Blitz und Donner, Gedröhn und Getöse über uns. Da das Wetter sich ansonsten ruhig verhielt, ging ich mit allen zur Kirche. Als wir bei ihr anlangten, waren die Hitzeschleier, die von der feurigen Lava herüberwehten, so dicht, dass sie nur durch starkes Flimmern zu erkennen war. Blitz und Donner entluden sich in so raschen Schlägen, dass es noch in der Kirche von Blitzen zuckte und in den Glocken vom Donner widerhallte. Die Erde war in ständiger Bewegung... Ich kann nichts anderes sagen, als dass jeder dort im Gotteshaus bereit war, sein Leben zu lassen, wenn ihm dieses Los bestimmt war, und nicht, wie es sich aufdrängte, zu fliehen, denn nirgends war zu erkennen, wo es noch sicher sein könnte."

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