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Sonntag, 4. Dezember 2011
Sonntagsfrühstück im Palmenhaus





Wenn ich, abgesehen von den gefälligen Formen, eins am Jugendstil mag, dann ist es seine wenig elitäre Art, sich auch mit den Gegenständen des Alltags handgemein zu machen.
Von Henri van de Velde wird kolportiert, daß er eine „psychische Allergie gegen das trostlose Aussehen der Alltagsgegenstände" gehabt habe. Wie kann ich ihm das nachfühlen!





Das 1901 mit Jugendstilelementen erneuerte Glas- oder Palmenhaus im Burggarten der Wiener Hofburg ist ein schöner Ort, wo ich mich gern niederließ, um in den letzten noch etwas wärmenden Sonnenstrahlen vor dem Winter in Gesellschaft das zu trinken, was die Wiener einen "Einspänner" nennen. Die übrigen Gäste fuhren überwiegend zweispännig.








Französische Botschaft Wien

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Samstag, 3. Dezember 2011
"Der Kunst ihre Freiheit"











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Mittwoch, 30. November 2011
Ein Tempel für die Kunst





Secessionsgebäude, Wien (Architekt: Joseph Maria Olbrich)

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Freitag, 12. August 2011




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Donnerstag, 9. Dezember 2010
Kapitalistische Logik
"Wir machen keine Geschäfte für euch, aber wir machen jederzeit ein Geschäft mit euch."


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Sonntag, 25. Juli 2010
Wort zum 13. Sonntag nach Epiphanias
cc) NASA
Dreizehn Wochen, nachdem die Ölbohrplattform "Deepwater Horizon" (BP, Halliburton - schon mal irgendwo gehört?) in die Luft geflogen war und täglich geschätzte 35-60.000 Fässer Öl ins Meer liefen, schickte Gott seinen Tropensturm Bonnie, und Gott BP-Chef Hayward sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechsundneunzigste Tag.

https://asset.soup.io/asset/0859/2100_0435.jpeg

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Freitag, 25. Juni 2010
Über den Fluß


Nach längerer Zeit stehe ich wieder einmal am Ufer der Elbe, dem hellen Fluß in der ursprünglichen Bedeutung des Namens. Beim letzten Mal war er gar nicht hell und gar nicht zu sehen, so dicht wallte der Nebel, und die Fähre trieb lange, nicht endend durch undurchdringlich graue Watte, das bräunliche Wasser gluckste leise unter den zähen Fasern milchiger Schleier.
Diesmal ist es grau bedeckt, windig und viel zu kalt dafür, daß Mittsommer unmittelbar bevorsteht, aber der Strom ist in seiner ganzen Breite zu sehen und das jenseitige Ufer auch, und drüben in der flachen Marsch soll eine Stadt mit Namen Glückstadt liegen. Vom hiesigen Ufer ist außer ein paar Verbrennungsschloten nichts zu erkennen. Ich habe mich immer gefragt, ob der Name je anders als ironisch gemeint sein konnte. Woher aber die ewige Neugier in uns, wissen zu wollen, was auf der anderen Seite ist? Ich weiß es doch, und trotzdem bliebe ein unerfülltes Ziehen, wenn ich ihr nicht nachgäbe.
Grau stampft die Fähre durch das kabbelige Wasser näher, legt an, läßt die Laderampe herab, und ein Tor öffnet sich im Stahlrahmen der Landungsbrücke. Wir rollen an Deck, bereit zur Fahrt hinüber. “Scheer' Dich des Weges, alter Nimmersatt! / Was soll ich in der Totenstadt, / Ich, mit dem Jubel in der Brust!” Else Lasker-Schüler, Styx. Im Griechischen ist der Fluß weiblichen Geschlechts wie die Elbe im Deutschen. Lykophron nennt sie die schwarze Styx, ihr Name bedeutet Haß, aber vielleicht eher im Sinn von die Verhaßte, denn sie ist doch der bekannteste Fluß der Unterwelt, “unvergänglich alte Flut, die des schroffen Geklüfts Abhänge durchströmet. / Dort sind der dunkelen Erd', und des finstern tartarischen Abgrunds, / auch des verödeten Meers, und des sternumfunkelten Himmels, / aller Beginn' und Enden sind dort mit einander versammelt, / fürchterlich dumpf, voll Wustes, wovor selbst grauet den Göttern” (Hesiod, Theogonie). Und sie wird als einer der Unterweltflüsse genannt, über die Charon, Sohn der Nacht und der Finsternis, in seinem Kahn die Gestorbenen in des unerbittlichen Hades‘ Schatten- und Totenreich übersetzt.



Die Frage ist, wie tief sind uns solche Geschichten eingeschrieben? Der Fluß vor mir, die Fähre, das dunkle Tor rufen sie jedenfalls in mir hervor und ebenso die Frage, ob die Neugier auf ein jenseitiges Ufer, schon deshalb, weil das Übersetzen und das unbekannte Jenseits früher immer auch Gefahrenmomente enthalten konnten, nicht auch ein Teil Neugier auf das Jenseits schlechthin enthält. Dante, die Styx bei Baudelaire, Charon als Gondoliere in Thomas Manns Tod in Venedig, die Überfahrt in die Westfjorde in Frikki Fríðríkssons Film Children of Nature sind nur ein paar Beispiele aus Literatur und Film, die zeigen, daß solche Vorstellungen immer virulent geblieben sind. Hoffen wir also insgeheim, wenn wir an Bord einer Fähre gehen, den Vorgang des Sterbens auf eine für uns nachvollziehbare und angenehme Weise ein Stück weit symbolisch vorwegzuerleben? Das würde zumindest das kaum vernehmlich leise Unbehagen erklären, das sich oft in die Freude auf eine Schiffsüberfahrt mischt. Heute bin ich ganz ruhig, drüben im Jenseits liegt schließlich Glückstadt. Nur, wer weiß schon, wie jenseits Glück definiert wird? Ich sage bloß "Weilaghiri".
Glückstadt (Wikipedia): “Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde die Landesarbeitsanstalt... als frühes Konzentrationslager genutzt, in dem 150 politischen Gegner inhaftiert waren. Das Gebäude wurde bis 1974 als Landesfürsorgeheim zur Umerziehung von Jugendlichen weitergenutzt. Während dieser Zeit kam es systematisch zu gewalttätigem Missbrauch der Jugendlichen durch Heimangestellte.”



Heute zählt nicht das steinerne Herz, sondern das abenteuerliche. Wir rollen die Rampe hinauf, an Bord von Charons Nachen. Habe ich auch den Obolus unter der Zunge nicht vergessen? Die Rampe hebt sich, eine Kette wird vorgehängt, die Fähre legt ab.

Der Nebel hatte sich etwas gehoben, und ich sah, daß wir durch enge Kanäle flossen, weit mochte sich umher ein flaches trübes Sumpfdelta hinziehen (nur einmal glitt rasch ein Streifchen reinlichen Kieselufers vorbei). Ab und zu kamen schon halbverfallene Hütten; schwere Steinränder, aber grün schlüpfrig und naß, begannen die schlaff gluckenden tiefen Wasseradern zu säumen; vereinsamte Häuser erschienen, düster und feucht gefleckt; Aschtonnen, Abfallhalden und öde Baugruben der rußigen Vorstädte, eine häßliche gerade Brücke hallte hastig und tonlos dicht oben und war ein trübes rattiges Tor. Bei Speichern und Kohlenlagern stierten Mietskasernen aus schwarzen Fenstern, Kinder spielten langsam im Müll der Höfe, Weiber keiften. Wir standen mürrisch an Deck und wurden unaufhaltsam vorbei geführt; höher wurden die Häuserblocks, Kähne schlappten am algigen Bollwerk; dann glitten wir in ein mäßiges Becken, und das Schiff legte sich selbst längsseits der niedrigen Mauer" (A.S., Enthymesis oder W.I.E.H.)

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Freitag, 2. April 2010
Bescheidenheit am Rhein. aus der immer wieder beliebten Reihe "Es war einmal"
Letztes Wochenende nach einiger Abstinenz also wieder einmal Bonn.
Georg Forster, dem wir ja diesmal entgegenreisten, faßte sich nach seinem seitenlangen Exkurs über die vulkanischen Gesteine oberhalb Andernach recht kurz: “Ich kann dieses Blatt, das ohnehin so viel Naturhistorisches enthält, nicht besser ausfüllen, als mit ein paar Worten über das schon vorhin erwähnte Naturalienkabinet in Bonn. Von der herrlichen Lage des kuhrfürstlichen Schlosses und seiner Aussicht auf das Siebengebirge will ich nichts sagen, da wir die kurze Stunde unseres Aufenthaltes ganz der Ansicht des Naturalienkabinets widmeten.”
Es folgen weitere Seiten mit naturwissenschaftlichen Betrachtungen und Spekulationen; darum: [schnipp]

Nur eine Generation, eine Revolution, ein Kaiserreich und eine Restauration später zog 1818 die neu gegründete Bonner Universität in das leerstehende Kurfürstenschloß mit der schönen Aussicht; und noch ein klitzekleines tausendjähriges Reichlein später stieg das inzwischen 2000 Jahre alte Römerlager Bonn zur Hauptstadt einer neu gegründeten Bundesrepublik auf. Der Schmäh über dieses “Bundeshauptdorf” am Rhein, nach dem die frühere westdeutsche Republik mittlerweile zunehmend benannt wird, ist, um im römischen Bild zu bleiben, Legion, und meinetwegen aus dem Blickwinkel eines ausländischen Diplomaten, der vorher vielleicht in Hauptstädten wie Paris, London oder Rom Dienst getan hatte, auch nachvollziehbar. Aber leben und studieren ließ sich im überschaubaren Bonn mit seinem milden Klima, der Hofgartenwiese, dem Rhein und dem (damals selbst im Playboy porträtierten) Melbbad ganz gut. Und eins hatte Bonn auch als Regierungssitz Berlin voraus: bauliche Bescheidenheit. Man vergleiche nur einmal die zurückhaltend schlichte Erscheinung des Bonner Kanzleramts, für das in der Ausschreibung städtebauliche Zurückhaltung und ein Verbleiben unterhalb der Baumgrenze vorgeschrieben wurden, mit dem postmodernen Monumentalismus der 465 Millionen Mark teuren Reichswaschmaschine in Berlin, die achtmal größer ist als das Weiße Haus in Washington. - Und da sagt man immer, “Wir sind wieder wer” sei der Slogan der Wirtschaftswunder-Republik gewesen.

cc wikipedia Oder sehen Sie sich das nebenstehende Foto an. Können Sie sich vorstellen, da könnten eine Frau Merkel oder ein Herr Westerwelle wohnen? Bundeskanzler Erhard und FDP-Chef und Vizekanzler Mende konnten es. Erich Ollenhauer, Herbert Wehner oder Botschafter Karl Graf von Spreti taten‘s u.a. auch. Es zeigt ein Reihenhaus in der Bonner Reutersiedlung, die 1949 nach Gründung der Bundesrepublik eigens für Politiker und Bundesbeamte gebaut wurde.



Wenig später kam der Siedlungsbau auf dem bis dahin kaum erschlossenen Venusberg hinzu, und in diesen schmalen Reihenhäuschen wohnten dann bis zum Umzug nach Berlin nicht wenige Oberregierungsräte, Ministerialräte und -dirigenten. Die Villa von Willy Brandt während seiner Regierungszeit als Bundeskanzler steht fast ebenso unauffällig gleich um die Ecke. Aber Augenmaß und Selbstbescheidung sind wohl das Letzte, was man heutigen deutschen Politikern vorwerfen kann, und dementsprechend sieht es am Berliner Spreebogen aus.
Ich bin gern wieder einmal nach Bonn zurückgekommen. Aber, ohne allzugroße Wehmut sei auch das gesagt, die Bonner Zeiten sind nun mal vorbei.

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Sonntag, 4. Oktober 2009

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Sonntag, 7. Juni 2009
1 Wimpernschlag, Wien Airport
Zwischen den Flügen, beim Gerenne durch die endlosen Gänge vom einen Flieger zum nächsten (“nur ja den Anschluß nicht verpassen!”), im sogenannten Transit (“sic transit...”), irrt der Blick beiläufig auch einmal durch die getönten Scheiben und gerinnt zum Augenblick des Innehaltens: Draußen steht die Sonne schon tief, der Abend ist nah, aber es ist noch warm, fast schwül, und eine dunkle Gewitterwolke schwebt über dem von der Sonne warm beschienenen Gras. Es ist der zauberische Moment zwischen Tag und Abend, in dem die Natur für einen Wimpernschlag stillzustehen scheint. Zwei Riesenvögel ruhen im Spätlicht leuchtend vor dem nächsten Abheben, versammeln Kraft und Atem. Die Förderbänder in ihre Bäuche stehen still, die beiden Vögel auf den Heckflossen hängen mit durchgezogenen Flügeln über ihren Schatten, und selbst die beiden einzigen Menschen da draußen verharren reglos, als seien sie von Dornröschens Spindel gestochen worden. -
Dann ertönt eine Automatenstimme aus den überall versteckten Lautsprechern: “Letzter Aufruf...!” Das Drängen, Hetzen, Eilen, Rennen setzt wieder ein.

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