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Samstag, 31. März 2007
Old Joe in Pipiriki (Takatukaland)
Da Claudia am Abend etwas mißmutig darauf hinwies, daß wir noch kein Brot fürs Frühstück hätten, nahm ich den Mund voll und versprach: "Morgen wirst Du frische Croissants zum Frühstück haben." - Was mir einen "Laß deine Sprüche, du Spinner"-Blick eintrug.
Jetzt sitzen wir mit Blick auf die Wellen am Strand (8.30h, 25°), und Claudia kaut auf einem frischen Croissant von "Snickerdoodle".
Doch merke (Neuseelandregel Nr.1): Wo Sand ist, sind Sandflies. Und die beißen. Mich schon 6-7 mal.
Der Vormittag, den wir am Strand und in New Plymouth verbrachten, war bilderbuchsommerlich; dann wurde die Luft bleifarben, sog sich voll, hohe Schleierwolken zogen auf, grauere darunter, und so kam, was nicht hätte kommen dürfen: der Mt. Taranaki, der gestern abend noch so gut zu sehen gewesen war, steckte seinen 2518 m hohen Kopf in Wolken, verhüllte wie Zeus sein Haupt und ließ sich nicht mehr blicken, als wir ihn umrundeten. Dabei hatte ich hauptsächlich seinetwegen die Route hier entlang gelegt.
Die dunklen Surfstrände wie der von Oakura sind zwar sehr schön, sonst aber ist die Landschaft (abgesehen eben von Taranaki-san) nicht sonderlich spannend: offenes Farmland seit Auckland und grasbestandene Rolling Hills. Nur die letzten 64 der heutigen 240 km waren recht interessant zu fahren. Von Wanganui ging es den gewundenen Lauf des gleichnamigen Flusses hinauf, der sich eine subtropisch zugewucherte tiefe Schlucht ins weiche Gestein (maori: "Papa") gegraben hat. Sehr kurvig, sehr schmal, teils weggerutscht und auf mehr als der Hälfte nur loser, staubiger Schotter. Dabei führte der Weg durch weltberühmte Orte: Athen, Korinth, London und gar Jerusalem mit einer spitztürmigen Kirche; allesamt winzige ehemalige Missionsstationen. In der Abenddämmerung war viel Getier unterwegs: freilaufende Schafe, Enten, auffliegende australische Bussarde und ebensolche Elstern, das bläuliche Sumpfhuhn Pukeko, Kaninchen und Possums.
Im letzten Dämmerlicht erreichten wir Pipiriki und stehen jetzt mit dem Bully auf der Obstwiese eines kauzigen Einsiedlers.
Old Joe ist hier im Busch aufgewachsen. "Das Klima ist fast tropisch, sehr warm, sehr feucht: alles verrottet sehr schnell, die überfahrenen Possums - sehr gut, weil sie mir sonst das Obst von den Bäumen fressen - und die Haufen der Touristen, die mir hinter die Bäume kacken. Ihr habt alles an Bord?
Früher war es hier sehr gut für die Aufzucht. Meine Großmutter hatte 18 Kinder. Meine zweite Frau hatte 13, ehe sie mich kennenlernte. Ich selbst habe mit meiner ersten Frau nur 5. Wir lebten aber auch für eine Weile anderswo. Jetzt ziehe ich Obst. In dem anderen Ort lebten viele Samoaner und Cook-Islander, die haben mir endlich verraten, wie man die verdammten Bananen reif kriegt, und Ananas. Wächst alles hier, aber die Früchte wurden nicht reif. Jetzt stecke ich sie noch am Baum in blaue Müllsäcke; das hilft.
Irgendwann sagte meine Frau zu mir: 'Get rich!' Da kaufte ich diesen Container, Einrichtung und Maschinen, um hier ein Café zu eröffnen. Inzwischen weiß ich, daß wir noch 500 Jahre Kaffee und Tee servieren müssen, ehe wir die Investition wieder raus haben."

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