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Donnerstag, 25. Juni 2015
Mittsommer mal am Mittelmeer
Nach einem verregneten Vortag und einer ziemlich stürmischen Gewitternacht, in der die Wilde Jagd am Himmel unterwegs war – es blitzte grell in kurzer Folge, krachte donnernd und wehte, daß es die Schindeln klappernd fast vom Dach hob, –, schälten sich am Morgen die fernen Berge weiß aus den Wolken, und der Himmel blaute, blaute.
Der Mittsommertag ging, frisch gewaschen, leuchtend hell mit der Sonne auf.

Der zunächst noch Wellen peitschende Wind besänftigte sich zu einer angenehm fächelnden Brise. Oben auf der offenen Empore zwischen Himmel und Meer vergaß man, in die Elemente gebettet, die Zeit. Große weiße Vögel hingen auf gleicher Höhe im Aufwind, minutenlang, schwebten ohne Flügelschlag heran, drehten den Kopf, guckten, strichen irgendwann hinaus aufs Meer. Strahlen der zunehmend grellen Sonne wärmten den Leib durch alle Schichten der Haut bis ins Blut und ins Herz. Bevor es zu warm wurde, strich der Wind Luft auf die Haut, schwappten die Wellen unten, schon etwas träge, Kühlung ans Ohr in der Mittagsstunde des Pan. Die Sonne stand still im Zenit, am Scheitelpunkt. Oder war es schon später? Gleichviel; nein, gleichwenig, die Zeit spielt keine Rolle, sie ist die Möwe, die dort in der Luft schwebt, reglos und doch schnell auf dem Wind dahingleitend, der unbewegte Beweger, akinetos kinon: weißes Gefieder, gelber Schnabel mit rotem Punkt an der Unterlippe, in diesem Punkt sitzt die Entelechie. Zum Aktivieren bitte drücken!
Aber ich will jetzt nicht aktivieren, ich will heute dynamis bleiben, possibilità, Potenz. Soll die Sonne mit mir machen oder aus mir machen, was sie will. Heute ist Mittsommer. Ab morgen wird das Licht abnehmen. Dann ist wieder Zeit, energeia zu werden und sich zu wehren, auch wenn’s letzten Endes vergeblich sein wird.

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