Donnerstag, 16. April 2015
útnorður
Die Halbinsel ragt aus dem Land heraus nach Westen, weit in den Ozean hinein, und fast an ihrer Spitze lagert das vergletscherte Vulkanmassiv. Es ist inzwischen über den Hotspot tief in der Erdkruste hinweggerutscht, von dem Magma, das aus dem Riß im Atlantischen Rücken quillt, beiseite geschoben worden und darum abgekühlt. Vergletschert, unter einem dicken Panzer aus Eis schlafend, ruht der alte Vulkan. Sein Eismantel blitzt und strahlt manchmal wie ein Leuchtfeuer weit, weit hinaus aufs dunkle Meer. Doch oft schickt ihm das Meer Wolken, die ihn voll und ganz einhüllen, Wolken, so tief und so dicht, daß ein ganzes Bergmassiv vollständig von ihnen verschluckt wird. Man könnte an seiner Basis entlang wandern, ohne etwas von seinem Vorhandensein zu ahnen. Man läuft an ihm vorbei, stolpert durch die Lava, das Meer brandet zur Linken rauschend an die Felsen, vielleicht ist es zu sehen, vielleicht auch nicht. Wie soll man das ausmachen?
Der Himmel fällt ins Meer, das Meer schwillt, sprüht, dunstet in den Himmel. Ob er wirklich da ist, bleibt unsicher, aber das Meer ist da. Du hörst seine langen Atemzüge: lang anschwellend, dann das kurze, schäumende Ausschnaufen. Du hörst es zu deiner Linken, läßt dich davon leiten; du gehst über langgesträhntes Vorjahrsgras, das gelb und triefnaß unter dem Schnee zum Vorschein kommt, du glitschst durch aufweichende, tauende Reste von Schneefeldern, du wanderst durch Lava, hier schwarz, scharfkantig, zerklüftet, da tückisch unter Moospolstern verborgen, in die deine Schuhe bei jedem Schritt knöcheltief einsinken, manchmal auch tiefer, wenn eine Spalte darunter lauert. Aber du wanderst weiter und immer weiter, willst unbedingt die äußerste Spitze erreichen, wo das Land im Meer versinkt und nur noch endloser Ozean um dich ist, den Punkt, an dem es nicht mehr weitergeht: finis terrae.
Der Himmel fällt ins Meer, das Meer schwillt, sprüht, dunstet in den Himmel. Ob er wirklich da ist, bleibt unsicher, aber das Meer ist da. Du hörst seine langen Atemzüge: lang anschwellend, dann das kurze, schäumende Ausschnaufen. Du hörst es zu deiner Linken, läßt dich davon leiten; du gehst über langgesträhntes Vorjahrsgras, das gelb und triefnaß unter dem Schnee zum Vorschein kommt, du glitschst durch aufweichende, tauende Reste von Schneefeldern, du wanderst durch Lava, hier schwarz, scharfkantig, zerklüftet, da tückisch unter Moospolstern verborgen, in die deine Schuhe bei jedem Schritt knöcheltief einsinken, manchmal auch tiefer, wenn eine Spalte darunter lauert. Aber du wanderst weiter und immer weiter, willst unbedingt die äußerste Spitze erreichen, wo das Land im Meer versinkt und nur noch endloser Ozean um dich ist, den Punkt, an dem es nicht mehr weitergeht: finis terrae.
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pathologe,
Dienstag, 21. April 2015, 17:53
finis terrae
Eigentlich ja der Name der bretonischen Westspitze, aber auch hier passend. Danach kommt ja nur noch grünes Land, wenn ich mich recht entsinne?
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