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Freitag, 9. August 2013
Der serbische Mann

An den serbischen Herren der Schöpfung
sind nicht nur ihre allgegenwärtigen Umhängetäschchen bemerkenswert. Es handelt sich um diese süßen kleinen Dingerchen, die der deutsche Mann in den Achtzigern schlenkernd am Handgelenk trug, mit einer Schlaufe oberhalb des grobgliedrigen Silber- oder Goldkettchens, das locker über den behaarten Handrücken fallen mußte. Wenn Sie ein entsprechendes Alter haben, werden Sie sich erinnern. Wir nannten die Dinger damals “Detlev”. Um sich nun keinesfalls einer in Serbien ganz schlimmen Verdächtigung auszusetzen, trägt der Serbe von heute seinen “Detlav” nicht mit Schlaufe am Handgelenk, sondern als Umhängetasche. Wegen der geringen Größe dieser Täschchen, in die gerade mal Handy, Feuerzeug und Zigaretten passen, also was jeder Serbe unbedingt am Mann haben muß, sieht das fast noch alberner aus.

Doch auch darüber hinaus verdient das bisher auf dieser Reise beobachtete Auftreten hiesiger Männer allgemein eine eigene Würdigung. Da ist zunächst einmal das Auftreten im genaueren Wortsinn schon eine Betrachtung wert. Die verbreitetste Fortbewegungsart dieser Spezies ähnelt nämlich auffällig dem steifbeinigen Pendelgang von Gorillas: den Kopf stier vorgereckt, Brust und Bodybuildingschultern vorgewölbt, den Rest des Bodys wie verwindungssteif verschraubt, so stampft der serbische Macho durch die Straßen und öffentlichen Räume seines Lebens. Begegnet ihm ein Artgenosse, wird nicht nur die Begrüßung, sondern auch die gesamte folgende tiefsinnige Konversation lauthals über die Straße gebrüllt.
Ein Beispiel von einer Hotelterrasse im Ferienort Zlatibor im Bergland nahe der Grenze zu Bosnien und der Herzegowina: “Eh, Vračko, stell dir vor, in der Kneipe letzte Woche in der Wojwodina hat der Typ, der das ganze Besäufnis bezahlt hat, der Nutte da nicht nur Geldscheine zwischen die Titten gesteckt, sondern auch noch seine Nase reingebohrt, und die Alte hat sich kein Stück gewehrt.” –
Das ist nicht schlecht erfunden. Ich hatte meine Übersetzerin an meiner Seite.

Setzen sich die Herren zu Tisch, werden solche Gespräche gern fortgeführt, in dem Mann sich vollgehäufte Gabeln in den Mund schiebt und mit vollem Maul weiterquatscht. Undeutlichkeit in der Aussprache wird durch noch größere Lautstärke ausgeglichen. Sobald die eigene Mahlzeit aus elefantenohrgroßen Fleischlappen beendet ist (Tip: Bestellen Sie nie Bela vešalica von einer serbischen Speisekarte für das kleine Hüngerchen oder als Veganerin!), zündet sich der Serbe reflexartig sofort die erste Verdauungszigarette an. Im Restaurant oder anderen geschlossenen Räumen? Wer nicht selbst raucht, muß ohnehin genauso ein westliches Weichei sein wie jemand, der zum Beispiel Salat ißt. Wozu also falsche Rücksichtnahme?

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