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Samstag, 13. Juli 2013
Mondrakete in der Walachei

In dem Zusammenhang muß ich schon einmal vor- und ausgreifen nach Ostserbien, wo wir auf dem Weg in die serbische Walachei am rührendsten Denkmal, einem bedeutenden Beispiel echter naiver Volkskunst, fast vorbeigefahren wären (und ums Haar einen Achsbruch riskiert hätten).

Die schmale, aber noch asphaltierte Straße wand sich gerade durch ein enges und dicht bewaldetes Tal im serbischen Erzgebirge. Hoch oben schien die Sonne, ließ, wo ihre Strahlen hinreichten, das hellgrüne Laub grell aufleuchten, während andere Partien in tiefen Schatten lagen. Auf einem geraden Stück hinter einer Biegung nahm ich im Vorbeifahren einen hellblauen Fleck im Walddunkel neben der Straße wahr und dachte: Da hat jemand eine Rakete im Wald vergessen. – Rakete? Habe ich gerade Rakete gedacht? Spinne ich, oder was hat eine Rakete in diesen vergessenen Wäldern zu suchen, und wieso steht sie gleich neben der Straße?
Inzwischen waren wir schon zwei Biegungen weiter, das Blätterdach hatte sich über uns geschlossen. Ich fuhr noch zwei Kurven aus, ehe ich die Einmündung eines Waldwegs sah, in der ich wenden konnte. Also zurück. Und tatsächlich, da stand so etwas wie eine himmelblaue Rakete. Unten floß ihr etwas aus, ein schmales Rinnsal. Brennstoff oder Wasser? Ihrem breiten Bauch war eine Platte mit einer Inschrift aufgenietet, und auf ihrer Spitze prangte ein roter Stern. Das Ding mußte ich mir näher ansehen.
Um die Straße nicht zu blockieren, setzte ich den Wagen rückwärts auf den unbefestigten Seitenstreifen. Ich mußte ziemlich weit zurücksetzen, dann stiegen wir aus. Im Weggehen blickte ich noch einmal zurück und bekam einen gelinden Schock. Die Hinterräder befanden sich Millimeter von einer gut dreißig Zentimeter tief ausgewaschenen Erdrinne entfernt, von der ich im Rückspiegel nichts gesehen hatte. Keine Viertelradumdrehung weiter, und wir hätten die Nacht vermutlich im Auto verbringen dürfen, bis wieder einmal ein Bauer mit seinem Traktor vorbeigekommen wäre, mit dessen Hilfe wir aus dem Graben gekommen wären. Hinterradantrieb kann manchmal genau das falsche Konzept sein. Sicherheitshalber fuhr ich den Wagen ein Stückchen vor, und wir schritten endlich zur Besichtigung der verirrten Mondrakete.

Die Inschrift besagt:

“Für unsere Slatica. Zu Friedenszeiten, als zum ersten Mal der Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte. 17 Kugeln für ihre 17 Jahre. Den Brunnen errichtete mit eigener Hand der Vater Paun, die Mutter Zaga und die Schwestern Slavica und Javorka.”

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