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Sonntag, 24. Februar 2013
Fata morgana im Schneeregen

Freitag war noch grandios: kalt, aber klar und sonnig. Nach Einbruch der Dunkelheit knipste jemand der üblichen Lichtverschmutzung über Holland zum Trotz sogar ein paar müde und kalt blinkende Sterne an. Im Licht der Straßenlaternen glitzerten auf dem Straßenbelag erste Eiskristalle auf. Doch die Herzogin ließ schon mit ihrer Miene keine Ausflucht zugunsten heimisch-heimeliger Gemütlichkeit am Kamin zu. Sie hatte schließlich Karten für ein Konzert besorgt. Und weder daß sie am nächsten Morgen zeitig zum Flughafen mußte noch eine frostige Winternacht waren da Grund genug, uns zuhause im Warmen bleiben zu lassen.
Als wir vor die Tür traten, hatte sich die Luft draußen mit Feuchtigkeit von der Nordsee richtig vollgesogen, und auf dem Fahrrad fühlte es sich an, als würde uns der böige Wind fortwährend in Eiswasser getränkte kalte Umschläge ins Gesicht klatschen.
Dafür durfte im “Trojanischen Pferd” zum Aufwärmen kräftig geschunkelt werden! So etwas wie eine Fortsetzung des niederländisch-rheinischen Karnevals mit Pedal-Steel-Guitar und Mariachi-Trompeten war im Gange. Oh boy, was ist denn aus Calexico geworden? Sind die in den letzten Jahren nur noch bei Country Festivals und Square Dance Jamborees aufgetreten? Nachdem sie bei Giant Sand ausgeschieden waren, haben Joey Burns & Co. doch durchaus ein paar ganz nette Lieder eingespielt, nichts Aufregendes aber ganz gut nebenher zu hören; doch was sie hier ablieferten, klang manchmal schon wie Jahrmarktsmusik. Da schrömmelten die Gitarren, schmetterten die Trompeten im höchsten Diskant und nagelte Schlagzeuger John Convertino im Zweivierteltakt Polkas und Pasodobles. Nur selten lief diese Sound factory zu guter Form auf. Ich begann schon bald, Kälte hin oder her, mich auf den Heimweg zu freuen. Das Quecksilber hatte sich draußen noch weiter zusammengezogen, der Hygrometerzeiger dafür kräftig Viagra eingeworfen.
Samstagmorgen lag Schnee, mittags taute er weg, Grauwetter, gemeiner Wind, schneidend aus Nord, kein Spaß, am Strand spazierenzugehen, mußte aber sein. Frontal anfliegende Schneekörner schlugen ins Gesicht. Heute morgen alles weiß, um Mittag dasselbe Tauspiel wie gestern, Regen, Schnee, Schneeregen, horizontal. Allein, mache ich endlich den Kamin an und gestatte mir, an den kurzen Ausflug in den Pariser Frühling zurückzudenken, wo leichte, bunte Kleider beschwingt durch sonnenwarme Mailuft tanzten. Ach ja...




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