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Sonntag, 15. April 2012
Eugenik, Mission, Plutonium und andere Segnungen
der Weißen für Aborigenes
Die Vesteys und andere Großgrundbesitzer, Bergbauunternehmen und Rohstoffkonzerne beute(te)n die Arbeitskraft der Aborigenes und ihr Land aus, zerstörten ihre Wasserlöcher, rassistisch durchgeknallte Weiße und Polizisten wie Willshire knallten sie ab wie flüchtende Kaninchen, Sozialdarwinisten wie Chatterton-Hill, Pitt-Rivers oder auch Walter B. Spencer erklärten sie (etwas vorschnell) zu einer ohnehin aussterbenden Rasse, deren Untergang man nicht künstlich verlangsamen solle, Theoretiker wie Freud und Durkheim benutzten sie (ohne sie jemals zu Gesicht bekommen zu haben) als Belegmaterial für ihre Theorien, das britische Militär nutzte ihnen “auf ewig” zugesicherte “Schutzgebiete” als Raketentestgelände und hinterließ nach seinen Atomversuchen kiloweise Plutoniumstaub auf Gelände, das den Aborigenes dann großzügig “rückerstattet” wurde, Sozialbehörden ließen ihnen (unter anderem auch auf Wave Hill) systematisch die Kinder wegnehmen, die sie (freiwillig oder erzwungen) von weißen Vätern hatten, um sie in Zwangsinternaten zu vermeintlich überlebensfähigeren, weil “zivilisierteren”, billigen Arbeitskräften zu erziehen und ihnen durch Zuchtwahl nach und nach die schwarzen Gene auszumendeln! Vor allem aber fürchteten die Weißen, daß die Mischlinge in Zentralaustralien bald zur Bevölkerungsmehrheit und sie selbst zur Minderheit werden könnten.

Mit dem Northern Territory Aboriginals Act 1910 wurde das Amt eines Chief protector of Aborigines eingerichtet, der als “legal guardian of every Aboriginal and every half-caste child up to the age of 18 years” die Macht und Befugnis erhielt, jeden Aborigene oder Mischling in ein Reservat oder eine Anstalt für Ureinwohner einweisen zu lassen.
1912 ernannte die Regierung den berühmten Professor Walter Baldwin Spencer zum Chief Protector. Genau jenen englischen Anthropologen, der 1894 mit der Horn-Expedition durch Zentralaustralien gezogen war und anschließend zusammen mit dem de facto Verwalter Zentralaustraliens, Francis Gillen, von den Arrernte oder Aranda eingeladen worden war, ihren Riten beizuwohnen, um der Welt der Weißen ein Bild von ihren Vorstellungen zu vermitteln. Das daraus resultierende Buch Native Tribes of Central Australia (1899) wurde eine Sensation in der gesamten wissenschaftlichen Welt. Nicht nur Durkheim (Die elementaren Formen des religiösen Lebens, 1912) und Freud (Totem und Tabu, 1913) bedienten sich unmittelbar daraus. “It is undoubtedly to Spencer and Gillen that we owe the major part of our knowledge about Australia”, schrieb Bronislaw Malinowski 1913 in seiner Studie The family among the Australian aborigenes (S. 128).
Spencer trug das Buch zunächst den Titel eines Ehrendirektors des australischen Nationalmuseums und die Mitgliedschaft in der Royal Society ein. In seinem Jahr als “Oberster Beschützer” der Aborigenes ordnete er dann im Northern Territory die Errichtung von Erziehungs- und Arbeitslagern für die Ureinwohner an, denen er seine Karriere zu großen Teilen zu verdanken hatte.

“No half-caste children should be allowed to remain in any native camp, but they should all be withdrawn and placed on stations... even though it may seem cruel to separate the mother and child, it is better to do so, when the mother is living, as is usually the case, in a native camp.”
(Zit. nach: Bringing them Home. Report of the National Inquiry into the Separation of Aboriginal and Torres Strait Islander Children from Their Families, April 1997. Daraus auch die folgenden Zitate.)

In Alice richtete der Ortspolizist Robert Stott als Vertreter des “Beschützers” (und als der “ungekrönte König von Zentralaustralien” bekannt) 1914 neben der Polizeiwache eine Wellblechhütte ein, wo er Halbblutkinder einsperren und “erziehen” ließ. In den 1920er Jahren waren 50 Kinder und 10 Erwachsene in inzwischen drei Hütten untergebracht. “Wir haben uns Essen von der Müllkippe geholt”, gab einer von ihnen später zu Protokoll und fuhr fort: “culture was really lost there, too. Because religion was drummed into us, y'know, when we'd be out there and we'd have knuckle-up and that, we were that religious we'd kneel down in prayer ... We had to pray every time you swear or anything, you'd go down on your hands and knees ... they pumped that religion into us.”

Besonders der letzte Satz setzt sich in einem fest:
“they pumped that religion into us.”

Etwas diplomatischer, aber in die gleiche Richtung zielend, drückt es auch der Adelaider Historiker Nic Klaassen auf seiner Homepage zur Geschichte Südaustraliens aus:

“It has often been said that missions and missionaries, of whatever religion, have done more harm than good among the Aboriginal population of Australia. There is much evidence to support that statement.”



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