Donnerstag, 17. November 2011
Im Wasserreich des Steins
Es ist nicht die berüchtigte Via Mala, die keine zwanzig Kilometer weiter östlich die Schlucht des Hinterrheins hinaufsteigt, aber auch die Poststraße, die sich bei Ilanz vom Vorderrhein durch die Schlucht des Valser Rheins windet, führt hinauf ins Reich der Steine. Im Valsergebirge lagern Mineralien wie Rauchquarz, Hämatit, Amethyst, Granat und Turmalin. Das Vorherrschende aber ist grüner Gneis, oben in Vals zum Decken der Hausdächer zwingend vorgeschrieben. Das macht sich ganz rustikal und allemal besser als die hochglanzglasierten Dachpfannen, die neuerdings immer mehr deutsche Dächer verunzieren, aber dann gehen einem in Vals über der ganzen Almhüttennostalgie die Augen über. Moderner, minimalistischer, monolithischer geht’s kaum: die THERME VALS, Mitte der neunziger Jahre vom Graubündner Architekten Peter Zumthor erbaut.
Der gleiche Stein, 3000 Kubikmeter aus einem nahen Steinbruch, auf alle erdenkliche Weise bearbeitet; gebrochen, geschnitten, gesägt, gesprengt, gespalten, geschichtet, glatt, poliert, rauh. Darin Rohre aus matt schimmerndem Messing wie Erzadern. Stein, Fels, Wasser, Licht. Mehr nicht.
"Räume mögen ihre Existenz einer Idee verdanken, aber am Schluss bestehen sie aus Stoff, aus Material, das häufig keiner Idee gehorcht, sondern zu seinem Recht kommen will."
(Peter Zumthor)
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