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Sonntag, 30. Oktober 2011
"Es fährt ein Zug..."


Während ich im ICE kreuz und quer durchs Land pfeile, schießt auch der Euro-Zug dahin. Aber kann eigentlich noch irgendwer wissen wohin? Da werden Milliarden - inzwischen ist von bis zu einer Billion die leichtfertige Rede - von einem Wagen in den anderen verschoben, vielleicht verlieren wir unterwegs ein paar Waggons, die die Balance verlieren und die es aus der Kurve reißen wird. Oder wird der Zug als Ganzes in den Abgrund donnern? Überall fehlen Milliardensummen, und jetzt sollen auf einmal 55 falsch verbuchte Milliarden € einfach so wie aus dem Nichts aufgetaucht sein, die man uns seit einem Jahr auf den Schuldenbuckel gepackt hatte. 55.500.000.000 Euro.
Das ist jeweils zehnmal das BIP von Moldawien, Ruanda oder dem Kosovo.
Bei uns macht's plups, und die gesamte Wirtschaftsleistung dieser Länder in zehn Jahren ist wieder da. Jedenfalls in den Büchern. Oder wird erst jetzt ein Buchungsfehler begangen, wie die meinen, die darauf pochen, daß man nach dem Handelsgesetzbuch Forderungen und Verbindlichkeiten in der Bilanz nicht gegeneinander aufrechnen dürfe. Jedenfalls: “Eine schlechte Nachricht gibt es auch”, meldet die FAZ, “reicher wird Deutschland nur auf dem Papier.”
Wie real ist das Ganze überhaupt, fragt sich auch der vermeintlich kritische Zeitungsleser, der hinter jedem Geschwafel von “den Märkten” immer noch die lebenden und “in echt” agierenden Käufer-Verkäufer, Spekulanten, Menschen sehen will. Oder sind das letztlich alles Luftbuchungen, mit denen uns himmelangst gemacht wird? Nein, ganz sicher nicht. Und die Auswirkungen sind erst recht real zu spüren. Aber ein wenig irre ist das Ganze schon, oder?
Der Zug rollt weiter. Der Himmel ist blau. Und die Luftschlösser stehen noch. Europa im Herbst 2011.





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