Montag, 1. September 2008
From Backwater to Blackwater
Jeremy Scahill ist ein amerikanischer Journalist, der während der NATO-Bombardierung aus Belgrad und nach der US-Invasion aus dem Irak berichtete. Letztes Jahr veröffentlichte er ein stark beachtetes Buch über die inzwischen weltgrößte Söldnerfirma: Blackwater. Es wurde von Rezensenten in der ZEIT, der NZZ, der FR als "Glanzstück des investigativen Journalismus" anerkannt. Jetzt stellte der ausgewiesen seriös recherchierende Scahill auf YouTube einen zweiteiligen Bericht über Hintergründe der Eskalation in Georgien und Südossetien ins Netz, der einige bedenkenswerte Informationen enthält:
Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, behauptet Scahill, wurden in den USA Pläne entwickelt, an die auf mehr als 100 Milliarden Barrel geschätzten Erdöllagerstätten im Einzugsbereich des Kaspischen Meeres heranzukommen und die Macht Washingtons auf ehemalige Sowjetrepubliken an den Rändern des zerfallenden Imperiums auszuweiten.
Seit 1997 arbeitet ein Konsortium aus westlichen Ölfirmen an Strategien zur Umsetzung der Pläne. An dem Geschäft beteiligt sind laut Scahill auch einflussreiche Expolitiker wie u.a. Henry Kissinger, James Baker, Dick Cheney und die früheren Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Scowcroft und Brzesinsky (Letzterer gehört jetzt übrigens zum außenpolitischen Beraterkreis von Barrack Obama. Wie die meisten der anderen ist auch Brzesinsky Mitglied der 1995 gegründeten amerikanisch-aserbaidschanischen Handelskammer).
Cheneys "Energy Task Force" rechnete 2001 vor, westliche Ölgesellschaften könnten mit einer (Russland und Iran umgehenden) Pipeline täglich 2,5 Millionen Barrel Öl aus Aserbaidschan abpumpen, ebensoviel wie die Fördermenge des Iran und doppelt so viel wie die Förderung im Irak.
Die ölgeschmierte Bush-Regierung machte sich 2002 an die Verwirklichung des Plans.
Dabei machte sich ein sicher geglaubter Parteigänger der USA in der Region auf einmal störend bemerkbar: Georgiens damaliger Präsident Schewardnadse begann, russischen Explorationsunternehmen Bohrlizenzen zu vergeben, und erwog sogar russische Alternativen zu Washingtons Pipeline. Im November 2003 brach daraufhin in Tiflis günstigerweise die sogenannte Rosenrevolution aus, die Schewardnadses ehemaligen Justizminister Micheil Saakaschwili, der vorher in den USA studiert hatte, an die Macht brachte. Unmittelbar zuvor hatte er erklärt: “Sämtliche strategischen Verträge in Georgien, besonders der über die kaspische Pipeline, sind eine Überlebensfrage für den georgischen Staat.”
Als seinen persönlichen Berater rief Saakaschwili den US-Amerikaner Daniel Kunin nach Tiflis. Sein Gehalt bezahlte allerdings die staatliche amerikanische Entwicklungshilfeorganisation US-AID. Nur ein Jahr nach Saakaschwilis Amtsantritt organisierte Kunin schon einen Staatsbesuch von US-Präsident Bush im kleinen Georgien.
Gleichzeitig mit dem Ausbruch der Rosenrevolution hatte die US-Regierung im Herbst 2003 ein 135-Millionen-Dollar-Programm zur militärischen Aufrüstung von Kasachstan und Aserbaidschan aufgelegt, genannt Caspian Guard. Als man kurz darauf in Washington begann, laut über einen Krieg gegen Iran nachzudenken, verabschiedete das aserbaidschanische Parlament 2004 - offenbar von der Drohung aus Teheran beeindruckt, an jedem Land Vergeltung zu üben, das einen solchen Überfall unterstütze - ein Gesetz, welches die Stationierung ausländischer Truppen auf dem eigenen Staatsgebiet untersagte.
Daraufhin erteilte US-Verteidigungsminister Rumsfeld noch im gleichen Jahr der privaten Söldnerfirma Cubic einen 45-Millionen-Dollar-Auftrag zur Ausbildung von Soldaten und zum Schutz der Pipeline in Georgien. Analog dazu schlug die Stunde der von ehemaligen Navy-Seals gegründeten US-Söldnerfirma Blackwater. Sie erhielt im Juli 2004 von der amerikanischen Regierung den Auftrag, als Bestandteil von Caspian Guard in Aserbaidschan nahe der iranischen Grenze ein Ausbildungslager für aserische Spezialkräfte zu errichten und gleichzeitig alle sicherheitsrelevanten Vorgänge im Land zu überwachen.
Die amerikanischen Pläne mit Caspian Guard gehen noch weiter. Am 24.2.2004 formulierte Rumsfeld auf einer Pressekonferenz in Usbeskistan Wünsche der US-Regierung, in der gesamten Region sogenannte “Operating sites” einzurichten, nicht permanente Stütz- und Versorgungspunkte, die die US-Streitkräfte und ihre Alliierten jedoch bei Bedarf nutzen könnten. Ein solcher virtueller Stützpunkt sollte auch in Georgien errichtet werden. - So weit die Recherche Scahills. Die Frage ist, wie weit diese Pläne inzwischen gediehen sind. Ich glaube, diese Runde im Great Game ist noch nicht zu Ende, sondern wurde gerade erst richtig eingeläutet.
Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion, behauptet Scahill, wurden in den USA Pläne entwickelt, an die auf mehr als 100 Milliarden Barrel geschätzten Erdöllagerstätten im Einzugsbereich des Kaspischen Meeres heranzukommen und die Macht Washingtons auf ehemalige Sowjetrepubliken an den Rändern des zerfallenden Imperiums auszuweiten.
Seit 1997 arbeitet ein Konsortium aus westlichen Ölfirmen an Strategien zur Umsetzung der Pläne. An dem Geschäft beteiligt sind laut Scahill auch einflussreiche Expolitiker wie u.a. Henry Kissinger, James Baker, Dick Cheney und die früheren Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Scowcroft und Brzesinsky (Letzterer gehört jetzt übrigens zum außenpolitischen Beraterkreis von Barrack Obama. Wie die meisten der anderen ist auch Brzesinsky Mitglied der 1995 gegründeten amerikanisch-aserbaidschanischen Handelskammer).
Cheneys "Energy Task Force" rechnete 2001 vor, westliche Ölgesellschaften könnten mit einer (Russland und Iran umgehenden) Pipeline täglich 2,5 Millionen Barrel Öl aus Aserbaidschan abpumpen, ebensoviel wie die Fördermenge des Iran und doppelt so viel wie die Förderung im Irak.
Die ölgeschmierte Bush-Regierung machte sich 2002 an die Verwirklichung des Plans.
Dabei machte sich ein sicher geglaubter Parteigänger der USA in der Region auf einmal störend bemerkbar: Georgiens damaliger Präsident Schewardnadse begann, russischen Explorationsunternehmen Bohrlizenzen zu vergeben, und erwog sogar russische Alternativen zu Washingtons Pipeline. Im November 2003 brach daraufhin in Tiflis günstigerweise die sogenannte Rosenrevolution aus, die Schewardnadses ehemaligen Justizminister Micheil Saakaschwili, der vorher in den USA studiert hatte, an die Macht brachte. Unmittelbar zuvor hatte er erklärt: “Sämtliche strategischen Verträge in Georgien, besonders der über die kaspische Pipeline, sind eine Überlebensfrage für den georgischen Staat.”
Als seinen persönlichen Berater rief Saakaschwili den US-Amerikaner Daniel Kunin nach Tiflis. Sein Gehalt bezahlte allerdings die staatliche amerikanische Entwicklungshilfeorganisation US-AID. Nur ein Jahr nach Saakaschwilis Amtsantritt organisierte Kunin schon einen Staatsbesuch von US-Präsident Bush im kleinen Georgien.
Gleichzeitig mit dem Ausbruch der Rosenrevolution hatte die US-Regierung im Herbst 2003 ein 135-Millionen-Dollar-Programm zur militärischen Aufrüstung von Kasachstan und Aserbaidschan aufgelegt, genannt Caspian Guard. Als man kurz darauf in Washington begann, laut über einen Krieg gegen Iran nachzudenken, verabschiedete das aserbaidschanische Parlament 2004 - offenbar von der Drohung aus Teheran beeindruckt, an jedem Land Vergeltung zu üben, das einen solchen Überfall unterstütze - ein Gesetz, welches die Stationierung ausländischer Truppen auf dem eigenen Staatsgebiet untersagte.
Daraufhin erteilte US-Verteidigungsminister Rumsfeld noch im gleichen Jahr der privaten Söldnerfirma Cubic einen 45-Millionen-Dollar-Auftrag zur Ausbildung von Soldaten und zum Schutz der Pipeline in Georgien. Analog dazu schlug die Stunde der von ehemaligen Navy-Seals gegründeten US-Söldnerfirma Blackwater. Sie erhielt im Juli 2004 von der amerikanischen Regierung den Auftrag, als Bestandteil von Caspian Guard in Aserbaidschan nahe der iranischen Grenze ein Ausbildungslager für aserische Spezialkräfte zu errichten und gleichzeitig alle sicherheitsrelevanten Vorgänge im Land zu überwachen.
Die amerikanischen Pläne mit Caspian Guard gehen noch weiter. Am 24.2.2004 formulierte Rumsfeld auf einer Pressekonferenz in Usbeskistan Wünsche der US-Regierung, in der gesamten Region sogenannte “Operating sites” einzurichten, nicht permanente Stütz- und Versorgungspunkte, die die US-Streitkräfte und ihre Alliierten jedoch bei Bedarf nutzen könnten. Ein solcher virtueller Stützpunkt sollte auch in Georgien errichtet werden. - So weit die Recherche Scahills. Die Frage ist, wie weit diese Pläne inzwischen gediehen sind. Ich glaube, diese Runde im Great Game ist noch nicht zu Ende, sondern wurde gerade erst richtig eingeläutet.
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