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Dienstag, 26. August 2008
Oberflächliches
Karl Schlögel (Im Raume lesen wir die Zeit) verdanke ich den Hinweis auf den sowjetischen Schriftsteller Konstantin Paustowski, der in seinen Erzählungen vom Leben behauptet hat, er könne an der Oberfläche von Bürgersteigen den Gang der Weltgeschichte ablesen. Dazu muss man allerdings wissen, dass Paustowski zum Beispiel in den frühen Jahren nach der Oktoberrevolution das Pflaster von Odessa absuchte und da noch Patronenhülsen und eingetrocknete Blutflecke fand.
Schlögel lenkt den Blick auf das Pflaster selbst, das scheinbar Glatte, Unbeeindruckte. Das aber ist es gerade nicht. "Trottoire zeigen Spuren: Abnutzungsspuren der Zeit." Um sie zu entdecken, muss man aufmerksam hinsehen. Dagegen ist es viel einfacher, gleich von dem unter der Oberfläche liegenden Wesentlichen zu schwafeln, meint Schlögel. "Wer sich mit dem Wesen beschäftigt, muß sich bei der Erscheinung erst gar nicht aufhalten."
Dabei hatte Paustowski recht: An Oberflächen lässt sich eine Menge ablesen. "Der Zustand von Trottoiren ist der sicherste Indikator für den Zustand einer Stadt. Sie sind die Haut, und sie sind wie diese gepflegt oder ungepflegt, je nachdem. Man merkt ihr an, ob sie in Schuß gehalten wird... Die Verwitterung eines ganzen Kontinents kann man am Zustand der Trottoirs ablesen. Katzenkopfpflaster ist die Signatur für eine Welt, die bald gänzlich verschwunden sein wird."
Und was sagt folgende Momentaufnahme aus der deutschen Hauptstadt über den Zustand der Berliner Republik?

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