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Sonntag, 2. Januar 2011
Schöne Aussichten: Frohes 2011
Detroit, Kirche
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c) Marchand/Meffre Ich bin gemeinhin vorsichtig mit Vorhersagen, aber ich habe das Gefühl und die Erwartung, daß 2011 kein langweiliges Durchgangsjahr wird. Nicht persönlich und nicht im Großen und Ganzen. Die erste Bombe des Jahres ist schon explodiert, in Ägypten diesmal, einst die höchstentwickelte Zivilisation der Erde (was natürlich nicht heißen soll, daß sie etwa friedlich gewesen wäre), in Alexandria genauer, dem ehemaligen Gedächtnis der antiken Welt mit weit über 700.000 Buchrollen, beiläufig niedergebrannt von Musenfreund Julius Cäsar, endgültig nach dem 380 von seiner allerkatholischsten Majestät Kaiser Theodosius I. erlassenen Verketzerungs-Edikt Cunctos populos erledigt, in dem es heißt: “So ist es, daß wir gemäß apostolischer Weisung und evangelischer Lehre eine Gottheit des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes in gleicher Majestät und heiliger Dreifaltigkeit glauben. Nur diejenigen, die diesem Gesetz folgen, sollen, so gebieten wir, katholische Christen heißen dürfen; die übrigen, die wir für wahrhaft toll und wahnsinnig erklären, haben die Schande ketzerischer Lehre zu tragen.” – Die Anderen für toll und wahnsinnig erklären, ja, ja, probat, probat. Und toll gewordene Hunde muß man eben totschlagen.
Doch das nur ein kleines Memento. Wovon man neben Glaubenskriegen in diesem Jahr auch wieder hören wird, sind Themen wie “imperiale Überdehnung” und “Unbewohnbarkeit der Metropolen”. Vor wenigen Tagen erst hat zum Beispiel Indonesiens Präsident Yudhoyono laut darüber nachgedacht, daß Jakarta dermaßen verdreckt und übervölkert ist, daß sich das Land an anderer Stelle eine neue Hauptstadt bauen sollte, weil Jakarta einfach nicht mehr zu retten sei.

Am 11. November des gerade zu Ende gegangenen Jahres habe ich mir notiert, daß in der Tagesschau kurz ein interessantes bis zukunftsweisendes Bild zu sehen war: auf dem G-20-Gipfel in Seoul sah man unsere Kanzlerin konspirativ mit ihrem chinesischen Amtskollegen tuscheln. Worum ging es? “Zwischen Deutschland und den USA knirschte es, da Obama von der Exportnation Deutschland nichts Geringeres gefordert hatte, als den Export zu beschränken... Das Kalkül, etwa Chinas Export in die Welt zu begrenzen, könnte der schwächelnden amerikanischen Wirtschaft neue Absatzmärkte erschließen.”, meldete das Autorennetzwerk suite101.de. Die Antwort der Kanzlerin war eine klare Abfuhr für Mr President: “Die Schuld an dem Handelsdefizit trage Amerika allein, sagte die Kanzlerin der ARD. Es wurde deutlich gegen die Forderungen Obamas entschieden. Deutschland hat sich somit auf die Seite Chinas gestellt.” – Der ehemals kadavergehorsamste Palladin verläßt das sinkende Schiff. Denn im Innern scheint den USA das Wasser bis Unterkante Oberlippe zu stehen. Man schaue sich nur einmal die heute im Guardian veröffentlichte Fotostrecke über die ehemalige US-Autokapitale an: Detroit in Ruins.

Die Musik dazu:

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Donnerstag, 30. Dezember 2010
Und der Rest?
Eine kleine literarische Schuld war noch abzutragen, ein Buch zu Ende zu lesen, das Monate neben meinem Bett lag. Und lag. Zu Beginn hatte es Versprechungen gemacht, die es nie einlöste. Alle hatten es längst gelesen, doch ich halte es wie seine Hauptperson, der alte Latein- und Griechischpauker Gregorius vom Gymnasium an der Kirchenfeldbrücke zu Bern: Bestseller lese ich, wenn überhaupt, frühestens drei Jahre nach ihrem Erscheinen. Manchmal ist das noch zu früh. Man sollte solchen Büchern Gelegenheit geben, sich mit der Zeit selbst lautlos und ungelesen zu entsorgen.
Von all den pseudophilosophischen Ergüssen des Amadeu Inácio de Almeida Prado, dem “Goldschmied der Worte” (my ass!), ist mir eine Frage bedenkenswert geblieben:

“Wenn es so ist, daß wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist – was geschieht mit dem Rest?”



cc) Kirchenfeldbrücke, Bern

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Mittwoch, 29. Dezember 2010
Aus der Rubrik “Hat man doch alles längst gewußt”
Die britische Regierung läßt fortgesetzt Angehörige einer staatlichen Todesschwadron namens Rapid Action Battalion (RAB) in Bangladesh ausbilden und trainieren, die nach eigenem Bekunden inzwischen Hunderte Morde verübt hat.
"The government will need to continue with extrajudicial killings, commonly called crossfire", erklärte der amtierende Handelsminister Bangladeshs, Shahjahan Khan, in Dhaka.

In einer Depesche vom 11.8.2008 hat hingegen US-Botschafter Moriarty in Dhaka schon vor zwei Jahren bedauert, daß die amerikanische Regierung das RAB wegen seiner Menschenrechtsverletzungen leider nicht unterstützen dürfe. “Members of civil society reported that members of the RAB, possibly on instruction from senior government officials, have unlawfully used lethal force to eliminate their targets.” Am 14.5.2009 meldete Moriarty, daß jedoch die Briten das RAB seit anderthalb Jahren u.a. in “Verhörmethoden” trainierten.
Vom Guardian befragt und mit den fast wöchentlich fortgesetzten Ermordungen durch Angehörige des RAB konfrontiert, antwortete das Außenministerium in London: "We do not discuss the detail of operational counter-terrorism cooperation. Counter-terrorism assistance is fully in line with our laws and values."

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Dienstag, 28. Dezember 2010
Rolandseck











Ich kam von fern gezogen zum Rhein, zum Rhein.
Beim Wirt am Rolandsbogen da kehrt ich ein.


Von Rolandseck zum Rolandsbogen.
Wie man sich emporheiratet und die Geschichte eines Verfalls:

• Graf Friedrich von Dießen-Andechs am Ammersee heiratete um das Jahr 1035 zum dritten Mal in seinem Leben, Tuta, die Tochter des Regensburger Domvogts, und nahm dessen Amt und Stelle ein.
• Der gemeinsame Sohn Berthold heiratete die Tochter des Grafen von Schwarzenburg, Vogt von Regensburg und St. Emmeram, und übernahm nicht nur dessen Ämter, sondern als Erbe auch gleich seinen Namen und seine Güter. In zweiter Ehe heiratete Berthold von Schwarzenburg später Richgard, die Tochter des reichen Sponheimers Engelbert, der auch Markgraf von Kärnten und Istrien war.
• Sohn Friedrich von Schwarzenburg schlug die geistliche Laufbahn ein, wurde Domkanoniker in Bamberg und in der kaiserlichen Grablege Speyer und von Kaiser Heinrich IV. im Jahr 1100 zum Erzbischof von Köln gemacht. Das dankte er ihm, indem er sich 1106 auf die Seite des aufrührerischen Gegenkönigs Heinrich V. schlug; doch 1114 bekämpfte er auch diesen siegreich in der Schlacht von Andernach. Anschließend sicherte Friedrich die Südgrenze seines Erzbistums gegen das salische Erbgut durch neue Burgen: 1118 ließ er die Wolkenburg im Siebengebirge bauen, 1122 gegenüber auf dem linken Rheinufer die Burg Rolandseck.
In nur drei Generationen aus einem bayerischen Voralpenstift auf den mächtigsten Erzstuhl des Deutschen Reiches,
kein flacher Aufstieg.





Rolandseck bildete keine unwichtige, aber auch keine zentrale Festung am Südrand der Kölner Erzdiözese. Schon 1326 mußte sie nach Zeiten des Leerstands renoviert werden. In dem Krieg, den der Kölner Erzbischof Ruprecht von der Pfalz im Bündnis mit Herzog Karl dem Kühnen von Burgund 1473 gegen seine eigenen Landstände und Städte begann, wurde Burg Rolandseck 1475 vom brandenburgischen Kurfürsten Albrecht Achilles, der ein Reichsaufgebot gegen den Erzbischof befehligte, niedergebrannt. Die Nonnen von der zu Füßen der Burg gelegenen Rheininsel Nonnenwerth benutzten die Ruine fortan als Steinbruch. In einer Reisebeschreibung aus dem Jahr 1670 heißt es: “Nur ein Stück Mauer stand noch da, ein letzter Bogen, durch den man auf den Rhein und Drachenfels blicken konnte.”
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg dieser Rolandsbogen zu einem Symbol der nostalgischen Rheinromantik auf, bis er heute vor 171 Jahren in sich zusammenbrach. Mit einem Spendenaufruf in zwanzig Strophen besorgte Ferdinand von Freiligrath das Geld für den Wiederaufbau. Und so erhebt sich denn der Bogen wieder efeuumrankt über dem Rheinufer, als würde er es seit Jahrhunderten tun.





1853 erhielt die Bonn-Cölner-Eisenbahn die Erlaubnis, ihre Strecke bis Rolandseck auszubauen, um die vielen Besucher der romantischen Ruine zum Rolandsbogen befördern zu können. Der Endhaltepunkt sollte möglichst nah am Fluß liegen, damit die Fahrgäste dort auf Schiffe zur Lorelei und weiter umsteigen konnten. Auch sollte der Bahnhof große und repräsentative Gesellschaftsräume für Veranstaltungen und festliche Empfänge erhalten. 1858 weihte man den Bahnhof Rolandseck ein. Heinrich Heine, Ludwig Uhland, Karl Simrock, die Brüder Grimm und Friedrich Nietzsche hielten dort ebenso wie Königin Victoria von Großbritannien, Kaiser Wilhelm II., Otto von Bismarck, Johannes Brahms, Clara Schumann und Franz Liszt. Bernhard Shaw schrieb über den Bahnhof, und Guillaume Apollinaire verfaßte hier einen Teil seiner frühen Gedichte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Bahnhof Rolandseck kein Bahnhof mehr, doch gelang es dem Kunstsammler Johann Wasmuth, die klassizistischen Bahnhofsgebäude vor dem Abriß zu retten und in ein Kunst- und Kulturzentrum umzuwandeln. Seit 2004 ist es um das von Richard Meier gebaute Museum für Werke von Hans Arp erweitert worden.














c) Salka











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Donnerstag, 23. Dezember 2010


Sage bitte niemand, man habe sich keine Mühe gegeben.

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Mittwoch, 22. Dezember 2010
Blues am Wochenende


“Alle reden vom Wetter. Wir nicht.” “Bei Eis und Schnee. Wir kommen durch...” – Tja, das waren Sprüche, mit denen die Bahn vor dreißig, vierzig Jahren punkten konnte, bevor sie beim Abspecken für den geplanten Börsengang die Heizungen in den Weichen einsparte und vieles mehr. Heute bleibt einem bei Winterwetter nur, sich selbst ans Steuer zu setzen, denn wer läßt sich schon von Eis & Schnee abhalten, wenn Freunde Geburtstag feiern? Jemand, der seit Jahren ein Fahrtenbuch führt, jedenfalls nicht. Also das seit einer Woche nicht mehr benutzte Auto aus dem Schnee graben, sich durch die nicht geräumten Straßen von Den Haag zur Autobahn wühlen und los. Die 400 Kilometer bis Bremen ziehen sich, sind aber ganz gut zu fahren: keine Unfälle, keine Sperrungen, keine Megastaus (das alles blieb uns für die Rückfahrt aufgespart). Trotzdem wird es schon wieder dunkel, als wir die Autobahn verlassen. Auf den verbleibenden 90 Kilometern über wieder eisig verschneite Landstraßen nach Stade stecken dann doch zwei Autos mit im Tiefschnee vergrabenen Schnauzen neben der Straße. In den dunklen Waldstücken fährt sich’s noch am besten, doch sobald rechts und links offene Felder liegen, wallen dichte Nebelbänke heran. Und das bei -10 bis -13̊. Ich dachte immer, solcher Frost binde die Feuchtigkeit in der Luft. Aber, nun ja, vor drei Tagen hatten wir ein krachendes Gewitter, während dichter Schnee fiel. Worüber soll man sich noch wundern?
Die Stader Freunde hatten sich schon gewundert (wo wir blieben), und es fällt ihnen sichtlich 1 Stein vom Herzen, als wir in die Einfahrt biegen. Etwas später geht’s noch einmal zurück nach Bremen, zur Vergleichenden Bremer Geburtstagspartystudie, Teil I, im Kleinen Ratskeller. Spät in der Nacht durch eishelles Mondlicht auf schneeweißen Flächen und Nebel im Teufelsmoor wieder gen Norden.



Meine Güte, konnten die lange schlafen! Für meine Begriffe war ja längst der halbe Tag rum, als wir endlich “frühstücken” durften. Das taten wir dafür umso ausgiebiger, erörterten künftige Ausstellungen, Bücher und andere Projekte, darunter vorsorglich auch schon einmal welche zu betreutem gemeinsamem Wohnen im Alter. Man weiß ja nie, wann man sich wiedersieht. (Bei dem Wetter und solchen Straßenverhältnissen.)
Die Stader mußten dann ausrücken, um einer Tanne für das bevorstehende Fest das Alter zu kürzen, und auf uns kam Vergleichende Bremer Geburtstagspartystudie, Teil II, zu: im Blues Club des Meisenfrei. Gaanz andere Kundschaft als am Vorabend, wie sie vielleicht nur noch im Inselstaat Bremen anzutreffen ist. Oder gibt’s sonst noch irgendwo in der Republik so viele dünne, graue altachtundsechziger Herrenzöpfe über bierprallen Bäuchen in karierten Holzfällerhemden? (Man selbst wird auch nicht jünger, aber lange Matte, Vokuhila und andere haarige Manneszier sind persönlich inzwischen doch seit geraumer Weile passé.) Die Musik aber war vom Feinsten. Michael Funke (Mundharmonika) und befreundete Musiker aus dem Umfeld veranstalteten bis spät in die Nacht eine Blues- und Boogie-Woogie-Jamsession mit immer neu hinzukommenden Leuten, bei der es keinen auf den Stühlen hielt. Besonders ein zweiter Mundharmonikablueser legte dermaßen los, daß ich glatt vergaß, ihn nach seinem Namen zu fragen, was mich noch immer ärgert. Einen anderen Namen allerdings hatte ich noch sehr viel parater als die meisten Gäste. An einer Wand neben dem Eingang hing ein sehr verblichenes Foto, unverkennbar aus den Siebzigern. Der Mann darauf sah aus wie die abgelebte Variante von Jason King. Wirklich unverkennbar, aber keiner kannte ihn mehr. Einer von den Jüngeren tippte auf Jimi Hendrix. Lieber Himmel! Wenn jeder, der damals gelockte Wolle und ein dünnes Oberlippenbärtchen trug, gleich ein Jimi Hendrix an der Gitarre gewesen wäre! Nein, ganze 17 Jahre älter war der Mann auf dem Foto, und unverkennbar der eigentlich unvergeßliche Alexis Korner, der Vater des Blues in Europa.
Mit wem hat dieser Mann alles gespielt und wen hat er nicht alles groß gemacht?
In seiner 1961 gegründeten Blues Incorporated spielten Ginger Baker und Jack Bruce, die später mit dem von den Yardbirds kommenden Eric Clapton Cream bildeten, John Mayall, Eric Burdon und John McLaughlin, bei ihm trafen sich Mick Jagger, Brian Jones und Keith Richards und gründeten die Stones, Robert Plant lernte bei ihm ebenso wie Jimmy Page von den Yardbirds, mit dem er sich zu Led Zeppelin zusammentat. Und Alexis Korner rückte mehr und mehr in die Rolle der grauen Eminenz im Hintergrund dieser unglaublich fruchtbaren Szene, obwohl er weiterhin mit wunderbaren Interpretationen von "Get off my Cloud", "Wild Women and Desperate Men", "Spoonfull" u.v.m. auftrat. Am Ende war auch er ein Sänger, der für seine unglaublich tiefe und rauchige Stimme mit dem Leben bezahlte: mit nur 55 Jahren starb er an Lungenkrebs.

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Donnerstag, 16. Dezember 2010
Zeitgeist
Da macht man sich einmal Gedanken, Leser des Fahrtenbuchs würden vielleicht ab und zu auch einmal einen etwas persönlicher gefärbten Eintrag schätzen, wenn schon seit über einem Monat hier keine Berichte von unterwegs mehr erfolgen - aber weit gefehlt, gerade meine vielleicht treusten hartnäckigsten Leser, der Pathologe, gerade nach Nigeria umgesiedelt (daher verständlich), und Monsieur Stubenzweig im ebenfalls exotisch abgelegenen Südholsteinischen wünschen sich mehr Welthaltigkeit und kein persönlich-privates Gelaber. Als Geißel wurde das böse Wort vom "Befindlichkeitsblog" geschwungen, von einem leicht drohend knurrenden "doch wohl nicht" begleitet.
Wohlan denn, wie Euer Heiligkeit befehlen! Soll ich über Griechenland, Frühling, Zeitgeist?

"Der sonst fast immer vorgebeugte Mann stellte sich in aufrechter Haltung an sein Schreibpult, nahm einen Foliobogen und einen mit der ganzen Fahne versehenen Gänsekiel... Auge und Stirn glänzten, wie wenn niemals so schwere Verwirrung darüber gegangen wäre:
Der Zeitgeist
Die Menschen finden sich in dieser Welt zum Leben,
Wie Jahre sind, wie Zeiten höher streben,
So wie der Wechsel ist, ist übrig vieles Wahre,
Daß Dauer kommt in die verschiednen Jahre;
Vollkommenheit vereint sich so in diesem Leben,
Daß diesem sich bequemt der Menschen edles Streben.

Untertänigst
Scardanelli


Weltgeschichtlicheshaltiges ist gefragt, kaum weniger, Höhen, auf denen ein armer Fahrtenbuchschreiber nicht immer wandeln kann, meine Herren. Nehmen Sie darum heute mit ein wenig Zeitgeist (in Prosa) vorlieb.

Auf Meinungsumfragen darf man natürlich nicht viel geben, auf solche nach “Menschen des Jahres” und dgl. schon gar nicht, in einzelnen Fällen jedoch bekommt man durchaus das Gefühl, daß irgendwo ein aussagekräftiges Schlaglicht geworfen wird. So fragt der Focus zur Zeit seine Leser nach dem “Menschen des Jahres 2010" und bittet um Schulnoten für einige von dessen vorbildlichen Eigenschaften.
Auf den hinteren Plätzen tummeln sich die üblichen Verdächtigen: den 50. und letzten Platz belegt mit derzeit 18500 Stimmen unser aller neuer Bundespräsident, drei Plätzchen besser und immer noch mit der Durchfallnote 5 die Kanzlerin, über der unser Truppen-Pinup auf und davon Gutt... mit Note 5,25 adelsstolz auf Rang 46 triumphieren kann (bewertet von Focus-Lesern wohlgemerkt). Und ganz oben? Tja, weit, weit oben mit bald 60.000 Stimmen und der Durchschnittsnote 1,37 kommt, und dann kommt lange erst mal keiner, Julian Assange.

Wer hätte das gedacht, nachdem er seit seiner Verhaftung doch von den Beflissenen unter den Leitartikelschreibern in unseren führenden Meinungsmachmedien nur noch kleingeschrieben wird? Und es glimmt ein kleines Fünkchen Hoffnung wieder auf wie ein Adventslicht in dieser dunklen Jahreszeit. Vielleicht lassen sich doch weitaus weniger Leute noch verscheißern, als es oft den Anschein hat.

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