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Mittwoch, 25. April 2007
"Ansichten vom Niederrhein"
"Das finstre, traurige Kölln haben wir recht gern verlassen", schrieb jemand auf dem Weg zum Niederrhein, der sich in der Welt auskannte, der mit James Cook auf dessen zweiter Reise die Welt umsegelte, Georg Forster. "Wie wenig stimmt das Innere dieser weitläuftigen, aber halb entvölkerten Stadt mit dem vielversprechenden Anblick von der Flußseite überein! Unter allen Städten am Rhein liegt keine so üppig hingegossen, so mit unzähligen Thürmen prangend da. Man nennt sowohl dieser Thürme, als überhaupt der Gotteshäuser und Altäre, eine so ungeheure Zahl, daß sie meinen Glauben übersteigt. Gleichwohl ist neben so vielen kein Plätzchen übrig, wo die Christen, die den Pabst nicht anerkennen, ihre Andacht frei verrichten dürften... Die Geistlichen aller Orden, die hier auf allen Wegen wimmeln, und deren ungeheure Menge auf einen Reisenden immer einen unangenehmen Eindruck macht, könnten zur Moralität dieser rohen, ungezügelten Menge auf das heilsamste wirken, könnten sie zum Fleiß, zur Ordnung anführen, und ihnen billige Gesinnungen gegen ihre anders denkenden Mitbürger, ein Gefühl von Ehre und Schande, von Eigenthum und Recht einimpfen. Dies und noch weit mehr könnten, sollten sie thun, da sich ihr Stand nur durch diese Verwendung für das gemeine Beste zur Existenz legitimiren kann. Allein sie thun es nicht und – sind! Die Bettlerrotten sind ihre Miliz, die sie am Seil des schwärzesten Aberglaubens führen...
Nirgends erscheint der Aberglaube in einer schauderhafteren Gestalt als in Kölln. Jemand, der aus unserm aufgeklärten Mainz dahin kommt, hat in der That einen peinigenden Anblick an der mechanischen Andacht, womit so viele tausend Menschen den Müßiggang zu heiligen glauben, und an der blinden Abgötterei, die der Pöbel hier wirklich mit Reliquien treibt, welche den ächten Religionsverehrern unter den Katholiken selbst ein Ärgerniß geben. Wenn die Legende von den elftausend Jungfrauen auch so wahr wäre, wie sie schwer zu glauben ist, so bliebe doch der Anblick ihrer Knochen in der Ursulakirche darum nicht minder scheußlich und empörend. Allein, daß man die Stirne hat, dieses zusammengeraffte Gemisch von Menschen- und Pferdeknochen, welches vermuthlich einmal ein Schlachtfeld deckte, für ein Heiligthum auszugeben, und daß die Köllner sich auf diese Heiligkeit todtschlagen lassen, oder, was noch schlimmer ist, den kühnen Zweifler selbst leicht ohne Umstände todtschlagen könnten: das zeugt von der dicken Finsterniß, welche hier in Religionssachen herrscht.

Welch ein himmelweiter Unterschied zwischen Kölln und diesem netten, reinlichen, wohlhabenden Düsseldorf! Eine wohlgebaute Stadt, schöne massive Häuser, gerade und helle Straßen, thätige, wohlgekleidete Einwohner; wie erheitert das nicht dem Reisenden das Herz!
Die ganze Kunst besteht darin, daß der Regent sich der verderblichen Spiegelfechterei, die man gewöhnlich, obwohl mit Unrecht, regieren nennt, zu rechter Zeit zu enthalten wisse, und sein Volk mit den gepriesenen Regentenkünsten verschone."
Darauf ein Alt! Und bald zurück zum Düsseldorfer Harry Heine.

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Dienstag, 24. April 2007
Glockengeläut
Nach langer Zeit wieder einmal die gedehnten, satten Konsonanten und runden, vollen Vokale hören - diese Mundart ist ein Stück Kindheit, Heimat. Dafür läuten schon am Nachmittag um 5 die Glocken. Am nächsten Morgen, Sonntag, scheppern sie um 7 los, dann um 8 und wieder um halb 11. Jedesmal strömt im Sonntagsstaat und auf blank geputzten Schuhen das Volk mit fromm gesenkten Köpfen. Danach eine verdiente Pause für den Sonntagsbraten und das anschließende Verdauungsschläfchen. Doch als die Glocken auch um 4 noch schweigen, beginne ich mir Sorgen zu machen. Dem Hergott wird doch nichts zugestoßen sein? Um 18 Uhr fallen endlich die befreienden Schläge der Klöppel. Die Welt steht noch in ihrer katholischen Ordnung. Im Café sitzen die letzten Alten, blättern in Illustrierten und schieben sich von der Seite Gabeln voll Sahnetorte in den Mund. "Frollein, isch hätt' jern noch ene Tass' Kaffee."

Am nächsten Tag sind die Gruppen von Fahrradausflüglern, Sonntagsspaziergängern und die drei Motorradbesatzungen, die mit lässig über die Schultern gehängten Lederjacken und Helmen am langen Arm zur Eisdiele schlenderten, verschwunden. Der kahle, natürlich mit Backstein gepflasterte Marktplatz wirkt in seiner Leere genauso zu groß wie der massige Klops von Kirche, der hinter der ersten Häuserzeile aufragt. Das lauteste Geräusch ist wieder das metallische Schnäppern der Dohlen um ihren Turm.

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Sonntag, 22. April 2007
Zu neuen Ufern
Meine nächste Reise führte mich in eine Gegend, die schon seit langem namhafte Literaten und Reiseschriftsteller angezogen hat. Unter den berühmtesten nenne ich nur Sophie von LaRoche, Georg Forster, Hüsch und Heine.
Als ich nach meiner ersten Übernachtung dort am nächsten Morgen in einem winzigen Gärtchen hinter einer hohen Mauer saß, wunderte ich mich, daß mich mehrfach der Hausschatten einholte, obwohl ich mein Stühlchen immer weiter rückte. Nach ein paar Wiederholungen blickte ich leicht verdrossen zum Himmel und bekam den Eindruck, daß sich die Welt hier verkehrt herum drehte. Vielleicht lag es auch an mir, denn ich hatte mich doch gerade erst für eine Weile auf der entgegengesetzten Seite der Erde aufgehalten, und hier lief die Sonne nun auf einmal von links nach rechts über den Himmel oder von Osten über den Süden nach Westen und nicht über den Norden wie in Neuseeland. Dabei befinde ich mich gar nicht weit vom alten Seeland: am Niederrhein.

"Nein, ich bin nicht geboren in Indien; das Licht der Welt erblickte ich an den Ufern jenes schönen Stromes, wo auf grünen Bergen die Torheit wächst und im Herbst gepflückt, gekeltert, in Fässer gegossen und ins Ausland geschickt wird... Viel Torheit wird aber auch im Lande selbst konsumiert."

(Ideen. Das Buch LeGrand)

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Freitag, 20. April 2007

So, liebe Leute,
auch diese schöne Reise ist leider schon wieder Vergangenheit - aber man führt schließlich ein solches Tagebuch, um zumindest Erinnerungen und Eindrücke in der Gegenwart aufbewahren zu können. Auf die sogleich ins Auge springende Anfangsseite gehören sie allerdings nicht mehr. Wer hier etwas über unsere Njusilindreise (einen Slang sprechen die Kiwis da unten!) lesen und sehen möchte, kann das unter "Themen: Neuseeland" tun. Ich werde demnächst zusehen, ob ich hier noch ein paar weitere Bilder in einem Fotoalbum präsentieren kann.

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Dienstag, 27. März 2007
City of Sails
Auckland ist nicht auf sieben Huegeln, dafuer auf 3-4 Dutzend Vulkankegeln erbaut. Entsprechend oft geht es rauf & runter & wieder rauf, aber wir haben die Stadt trotzdem zu Fuss erkundet - und relativ wenig wirklich Schoenes gefunden. Architektonisch herrscht weitgehend der Charme von Bremerhaven, sorry! Auch die angeblich so niedlichen Holzvillen im In-Stadtviertel Ponsonby fanden wir wenig anheimelnd. Ganz nett war Parnell auf den Huegeln oestlich und oberhalb der englischen Parks. Die Art Gallery eine ziemliche Schinkensammlung.
Absoluter Hoehepunkt des Tages: ein Segeltoern mit der original America's Cup-Jacht NZL 40 (Bj. 1995) im Golf von Auckland. Selbst mit uns Landratten an den "Grinders" hatten wir bei einem Wind von 10-12 Knoten beim Kreuzen gegen den Wind bald selbst 12 1/2 Knoten drauf. Durch die 18 Tonnen Gewicht im Schwert und der Kielbombe konnten wir enorme Schraeglagen und dabei vollkommen stabil fahren. Zurueck mit raumem Wind setzten wir noch den Spinnacker. Und dann ging die Post ab. Ich moechte segeln lernen!

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Montag, 19. März 2007
Reiselust

"Diese Lust, alles stehen- und liegenzulassen, kommt einem im Alter von zehn bis dreizehn Jahren, wenn man bäuchlings auf dem Teppich liegt und sich still den Atlas anschaut. -
Wenn die Sehnsucht den ersten Angriffen der nüchternen Vernunft standhält, sucht man nach Gründen für sie. Und findet keine stichhaltigen. Eine Reise braucht keine Beweggründe. Sie beweist sehr rasch, dass sie sich selbst genug ist."
(Nicolas Bouvier, Die Erfahrung der Welt)

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Sonntag, 18. März 2007
PERIPLUS

Periplus (the Latin form) comes from the Greek peri (= about or around) and plous (voyage). In modern Greek, periplous means a "cruise" or "circumnavigation". The word almost certainly implied a definite or particular voyage, rather than a "coastal pilot" or "navigational guide". For example, Arrian's Periplus of the Black Sea, translated by Avienus as "Periplus Ponti Euxeni" described a voyage from Trapezus to Dioscurias which took place in 131-132 AD.

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