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Montag, 13. Juli 2015
Allerlei Zerfall

Entlang ihrer Küsten hat die Halbinsel Istrien mit ihren Umrissen eines Herzens ein Collier einstmals schöner Badeorte umgelegt, von Izola und Piran im Norden über Umag, Novigrad und Rovinj hinab nach Pula und von dort wieder hinauf bis in die „Achselhöhle” zum ehemals mondänen k.u.k. Seebad Opatija/Abbazia mit seinen historistischen Belle-Époque-Hotels. (Warum habe ich bloß den Mann ohne Eigenschaften nicht zur Hand?!) Doch diese Ära, der eigentlich nur übriggebliebene Aristokraten und damalige Industrialisierungsprofiteure eine Träne nachweinen sollten, ist vor langer Zeit ziemlich katastrophal zu Ende gegangen, und es folgten ganz andere, bescheidenere Zeiten, die das Bild an der Küste heute noch prägen. Kroatiens heutige Umrisse auf der Landkarte sehen ziemlich nackt und gefleddert aus: zwei Lungenflügel und ein Herz. (Wenn man so will, ist es das, was sich die Kroaten aus dem zerstückelten Leib Jugoslawiens herausgerissen haben.)
Es wird immer noch vom fortschreitenden Prozeß der europäischen Einigung geredet; über die Rückschläge breitet man gerade jetzt lieber Schweigen. Die Explosion Jugoslawiens ist aber doch der Fall eines auseinanderbrechenden europäischen Staats gewesen, und ebenso wie die mitteleuropäische Vielvölkerunion Habsburg-Österreich-Ungarns am Ende des Ersten Weltkriegs zerlegt wurde, fliegt bald vielleicht auch die Europäische Union von heute auseinander, und unser kleinlich rachsüchtiger und rechthaberischer deutscher Volksschullehrer mit dem großen Zeigestock zum Strafen, i.e. Finanzminister, ist der, der unter dem Beifall der Finnen, Slowaken und Niederländer als Erster das Streichholz an die Zündschnur hält. Die Spaltung der EU in Süd- und Nordländer ist auf den Gipfeltreffen dieses Wochenendes unübersehbar geworden, hat selbst der EU-Obere Martin Schulz vorhin im Deutschlandfunk zugegeben.

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