Nur nicht am Wochenende. Da schallen von der Badeplattform unten nicht nur alle Sprachen des ehemaligen Jugoslawien, also vor allem Slowenisch und Serbokroatisch, herauf, sondern auch viele andere slawische Idiome wie zum Beispiel Tschechisch und Russisch, gemischte mite italiano, claro, linguine con lingue miste sozusagen, dazu eine Palette ungarischer e- bis ä-Laute, und dazwischen breites, breiiges, behäbiges Österreichisch: die vordem k.u.k.-Völkerschaften wieder traut auf bunten Badetüchern vereint wie zuletzt vor 14/18. Das Ganze garniert mit dem Geruch von zu lange verwendetem Bratfett und akustischem Pommes-frites-Mief, der von etlichen Ausflugsschiffen herüberweht. Ich bedauere, diesmal den Mann ohne Eigenschaften nicht eingesteckt zu haben. (Er war schon in einem der Umzugskartons verschwunden.) Aber auch so muss ich jedesmal lachen, wenn ich ein Schiff mit rot-weiß-roter Flagge sehe: Österreichische Gebirgsmarine. Ist deren Hoheitsgewässer nicht eigentlich der Wörther See?
Statt Musil habe ich ein handlicheres und mir mit vielen Überraschungen aufwartendes Büchlein eines anderen modernen Klassikers mitgenommen: Auf See von Maupassant, der mich früher im Französischunterricht in der Schule fast zu Tode gelangweilt hat. Mit diesem kleinen Tagebuch von einem Riviera-Törn mit seiner Jacht Bel-Ami im Frühsommer 1886, in der schön gestalteten Klassikerreihe im mare-Verlag erschienen, tut er das ganz und gar nicht. An Bord seines Seglers ist der rastlos Gehetzte, mit Drogen seine Nerven ruhig stellende Syphilitiker ganz bei sich und findet die ersehnte Ruhe:
„Ich liebe diese kühle und leichte Stunde am Morgen, wenn der Mensch noch schläft und die Erde erwacht”, spricht er mir aus dem Herzen. „Man atmet, man trinkt, man sieht das wiederkehrende Leben”.
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