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Mittwoch, 24. Dezember 2014
Gibb River Road (2)
Die CD mit der Trancemusik in den Player geschoben, und dann ging es für Stunden und Tage nur noch darum, möglichst viele Kilometer der knüppelharten Waschbrettpiste unter den Reifen abrollen zu lassen und möglichst nicht von dem roten Staubdrachen eingeholt zu werden, der unter unseren Hinterrädern aufquoll. Aber die Piste war nicht so schlimm wie befürchtet, und es fuhr sich ganz leidlich zu passender Musik und von heißer Luft umweht, die durch die offenen Seitenfenster einströmte. Uralte, indianerrote Sandsteinbergrücken erhoben sich aus der offenen Steppe und hatten Schürzen aus Schutthalden von Geröll umgebunden, das Wind und Regen im Lauf von Millionen Jahren aus ihnen herausgesprengt hatten. Wenn die gleißende Sonne nachmittags den Zenit verließ, schärfte sich ihr Relief, die Schatten wurden tiefer und länger, der Sandstein im Sonnenlicht glühte dagegen immer flammender rot auf, ebenso der rote Sand auf der Piste. Das Licht, das in breiten Bahnen durch die lichten Kronen der Eukalyptusbäume fiel, wurde durch Laub und Staub gefiltert und immer weicher und umfing einen warm und seidig; wir hätten ewig so weiterrollen können, die wunderschöne, einsame Szenerie, die trocken-heiße Luft, die Aromen der blühenden Eukalypten mit Augen, Nase, Haut und Poren in uns aufnehmen und einsaugen können. Ein wunderbares Gefühl, leicht und grenzenlos frei zu sein, stellte sich ein, und die ebenso wunderbare Hölderlin-Strophe:
Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,
Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern.
Und verstehe, die Freiheit,
Aufzubrechen, wohin er will.
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