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Donnerstag, 25. September 2014
Buschcamp oder nicht?

Nicht weit hinter Laura zweigte eine staubige Piste von der Asphaltstraße ab, die uns nach Roys Auskunft zur Farm von Matt und Steve Tresize führen sollte. Sie kurvte als Feldweg oder bald nur noch schmale Fahrspur durch den Busch, mitunter verschwand etwas Erdbraunes in großen Sätzen zwischen den Bäumen: unsere ersten Kängurus auf dieser Reise. Als wir uns allmählich zu fragen begannen, ob wir wirklich den richtigen Abzweig genommen hatten, entdeckten wir an einem Baum ein kleines Brett mit der handgemalten Aufschrift ‟To the station”. (Im australischen Outback ist eine Station kein Bahnhof, sondern eine Farm.) Beruhigt fuhren wir weiter und kamen bald an ein Wasserloch oder eine größere, lehmgelbe Pfütze. Wendy, die buscherfahrene Australierin, fuhr ohne anzuhalten hinein, und fast wären wir stecken geblieben, weil der Grund der Pfütze aus sehr tiefem durchgeweichtem Schlamm bestand. Ein paar Kilometer weiter kam das, was die Australier leicht untertreibend als ‟dip” bezeichnen, was sich aber manchmal als recht tief eingeschnittene Senke mit steilen Seitenwänden herausstellt. So auch diesmal, und an ihrem Grund kreuzte ein kleines Flüßchen unseren Weg. Diesmal schaltete Wendy vorsichtig den Allradantrieb zu, und wir holperten behutsam über die Wackersteine im Flußbett.





Die Sonne hing schon zwischen den obersten Baumwipfeln, als sich der Wald etwas öffnete und wir auf einer Lichtung eine Handvoll kleiner Wellblechhütten verstreut sahen. ‟Ah, unser Buschcamp”, sagte Wendys Tante Jennifer erleichtert.
Wir hielten vor der größten Hütte auf dem offenen Platz in der Mitte und stiegen aus.
‟This is not a bushcamp. It has cabins and a donkey”, stellte Wendy fest. Ein richtiges australisches Bushcamp mußte sich also durch weitaus weniger Luxusausstattung auszeichnen. Jennifer, diese sehr britisch passionierte Sammlerin frühgeschichtlicher Fels- und Höhlenmalerei aus dem Süden Englands, sah sich verstohlen nach einem Esel um und fand aber keinen. Ich folgte Wendys Blick und entdeckte vor einer der Hütten ein altes Ölfaß, unter dem ein offenes Feuer brannte. ‟Wir werden heute abend heißes Wasser zum Duschen haben”, bestätigte Wendy. ‟Der Donkey wird schon geheizt.”
‟Das wird aber auch unser einziger Luxus hier sein”, meinte Ulla-Lena, die bereits die große Hütte inspiziert hatte. ‟Kein Strom, kein Licht, kein Gas.”
‟Nein, gekocht wird auf dem Feuer”, klärte uns Wendy auf.
‟Dann setze ich schon mal Wasser für einen Tee auf”, entschied die Herzogin. ‟Einen Billy habe ich schon gefunden.” Auch sie hatte ihre Robyn Davidson gelesen und wußte, daß die Australier einen Teekessel Billy nennen. Trotz der Affenhitze hielt sie es für das Angebrachteste, erst einmal Tee zu trinken. Bis das Wasser im Billy kochte und der Tee zog, ging die Sonne bereits unter. Zwischen den Bäumen war es schon fast vollständig dunkel, nur im Westen hielt sich in der Höhe noch ein Rest blauer Helle, bis auch dort etwas plötzlich den Himmel verdunkelte. Schrilles Kreischen erfüllte die Luft, und eine einzige Wolke aus großen Flughunden schob sich wie eine Gewitterwand über den Himmel. Dann war es schlagartig Nacht.

(Luxusdomizil im australischen Busch)

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