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Montag, 1. Juli 2013
Impressionen vom Balkan

Wir sind (wohlbehalten und das Auto mehr als 6000 Kilometer älter) zurück von unserer längeren Reise kreuz und quer durch die Länder, die früher das föderative Jugoslawien bildeten und heute - leicht um einen passenden neuen Namen verlegen - manchmal als Westbalkan bezeichnet werden, obwohl "Balkan" doch ein höchst schillernder und changierender Begriff ist - doch dazu später einmal.

Steil von den Paßhöhen der Karawanken herabsteigend, hoben wir uns diesmal die Kadenz der vielfältigen, grünen slowenischen Landschaften, von der alpinen Bergwelt über waldige Mittelgebirge, offenes Hügelland und Karst bis hinab zum Mittelmeer, für später auf und eilten gleich weiter Richtung Kroatien. Historisch war die Reise schon allein deshalb, weil wir zu den Letzten gehörten, die an der slowenisch-kroatischen Grenze noch einmal Paß- und Zollkontrollen über sich ergehen lassen mußten. Wir sind mit solchen Prozeduren als Autoreisende mittlerweile ja kaum mehr vertraut, und so gab die Herzogin nach überstandener Paßkontrolle auch auf kroatischer Seite denn auch erleichtert Gas.
Da tauchte im Rückspiegel, schon zusehends kleiner werdend, ein uniformiertes Männchen auf, das wild gestikulierend aus einem als Alucontainer getarnten Wachhäuschen gehüpft kam.
“Kann es sein, daß wir etwas übersehen haben, fragte ich.
“Ich setze mal besser zurück”, meinte die balkanbehördenerfahrene Herzogin in aller Gelassenheit und legte den Rückwärtsgang ein.
Der Herr mit der großen Schirmmütze und dem schmalen Schlips stellte sich als kroatischer Zollbeamter heraus, der auf seinem hoheitlichen Recht beharrte, uns zu fragen, ob wir etwas zu verzollen hätten.
“Ništa”, antwortete die Herzogin in ihrem breitesten belgrader Serbisch.
Die Empörung des kroatischen Zöllners über seine Nichtbeachtung schlug darauf in stumme Fassungslosigkeit um. Kopfschüttelnd musterte er die zollschrankendurchbrechende Pilotin mit deutschem Kennzeichen und serbischem Paß durch das geöffnete Seitenfenster. Sie hielt den Blick ungerührt über das Lenkrad in Richtung des noch hinter dem Horizont verborgenen Belgrad gerichtet. Noch ein entrüstet pendelndes Kopfschütteln zollbehördlicherseits, vielleicht die Überlegung: in ein paar Tagen ist der Job hier sowieso vorbei, und dann eine resignierte Winkbewegung mit der Hand. Wir durften trotz unserer Unbotmäßigkeit nach Kroatien einreisen.

Seit heute ist das Land seinerseits eingereist und nun ebenfalls Mitglied der Europäischen Union. Wem auch immer dieser Beitritt was einbringen mag. "Die europäischen Spitzenpolitiker wollen uns glauben machen, der Beitritt zeuge - der aktuellen Krise in der Union zum Trotz - von der weiteren Wünschbarkeit ihres politischen und ökonomischen Modells", schreibt der Guardian und zieht das mit einigen aussagekräftigen Zahlen heftig in Zweifel.
Die Selbstironie gefiel mir jedenfalls als feiner Zug, bei der offiziellen Beitrittsfeier mit viel Politprominenz von den 2Cellos ausgerechnet “Smooth Criminal” spielen zu lassen. Wen meinten die eigentlich?



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