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Mittwoch, 6. Februar 2013
Christliche und andere Imagekrisen

Schlechte Schlagzeilen sind besser als keine, lautet bekanntlich eine Devise abgetakelter Promis, welker Exschönheiten oder von Zombie-Institutionen, die auf Dumme Publikumszuspruch angewiesen sind wie zum Beispiel die FDP oder die Regierungskoalition oder die Kirche in Deutschland. Mit dem jüngsten Beschluß zur Unterbindung der Aufklärung der ewigen Ferkeleien ihrer Vertreter oder der gleich zweimaligen Verweigerung der ärztlichen Behandlung einer vergewaltigten Frau in zwei katholischen Kölner Kliniken hat sie sich gerade einmal mehr schlechte Publicity verschafft, aber immerhin Publicity, und vor allem darum muß es ihr bei mehr als 100.000 Kirchenaustritten p.a. doch gehen. Das Erste deutsche Fernsehen widmete ihr einen ganzen Themensonntagabend mit dem geradezu inquisitorisch gestimmten Jauch und kam zu dem beinah umstürzlerischen Fazit: Die Kirche sollte mit der Zeit gehen und sich modernisieren.
In den Niederlanden tut sie das längst, wie nebenstehender Aushang an einer Kirche im seeländischen Middelburg beweist.

Wo wir schon bei Christlichem sind: Einer christdemokratischen Politikerin wird man wohl ein Bibelwort vorhalten dürfen, auch wenn es oft leicht verändert zitiert wird.
Laut Matthäus-Evangelium (7,16) soll Jesus Christus in seiner Bergpredigt u.a. gewarnt haben: “Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.”
Den letzten Satz veränderte man später verständlicherweise, denn das Bild ist ja ziemlich schief bis komplett in die Hose gegangen (was für Früchte tragen Wölfe?), zu: “An ihren Worten sollt ihr sie erkennen” (so etwa Thomas Mann über Nietzsche) und erweiterte dann zu: “Nicht an ihren Worten, sondern an ihren Taten sollt ihr sie erkennen.”
Im Fall Schavan läuft alles auf dasselbe hinaus.

“Ich habe ganz klar von wissenschaftlicher Integrität als einem hohen Gut gesprochen und davon, dass die Aberkennung des Titels richtig ist.”

Hat Frau Schavan vor knapp zwei Jahren in einem Interview der Süddeutschen gesagt. Damals ging es noch nicht um sie, sondern um ihren Kabinettskollegen (auf und da)von Guttenberg, über dessen schmählichen Abtritt, so munkelte man damals in den Medien, sie sich klammheimlich ziemlich die Hände gerieben habe. Im Interview hat sie noch nachgetreten: “Als jemand, der selbst vor 31 Jahren promoviert hat und in seinem Berufsleben viele Doktoranden begleiten durfte, schäme ich mich nicht nur heimlich. – Raubkopien sind kein Kavaliersdelikt.”
So ist es, Frau Schavan. Schämen Sie sich nicht mehr öffentlich für andere, sondern für sich selbst, und nehmen Sie ohne weiteres Federlesen ihren Ministerhut (einen Doktorhut haben Sie ja nicht mehr) und treten Sie zurück!

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