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Mittwoch, 4. November 2009
"Ich hätte gerne in den Zeiten der wahren Reisen gelebt"
Meine Damen und Herrn, erheben wir uns von den Plätzen! Ein bedeutender Mensch ist von uns gegangen: Claude Lévi-Strauss.
Vor sechzig Jahren erschien sein Epoche machendes Werk über Die elementaren Strukturen der Verwandtschaftsbeziehungen, in dem er Roman Jacobsons strukturalistische Theorie der Sprachen für die Erforschung des Zusammenlebens der Menschen fruchtbar gemacht hat. Auch Kultur ist Syntax. Danach erforschte er mit seinem strukturalistischen Blick zwanzig Jahre lang die Großen Erzählungen und Mythen der Menschheit und erstellte in legendären Titeln wie Das Rohe und das Gekochte, Vom Honig zur Asche oder Der nackte Mensch ein "Inventar der mentalen Innenräume".
Das hört sich viel abstrakter und kälter an, als Lévi-Strauss stets war. "Seine Sympathie galt dem Urmenschen, nicht der Spätkultur. Zugleich war der Ethnologe Lévi-Strauss ein Aufklärer, der davon überzeugt war, dass sich im Vergleich der Kulturen die Unterschiede ähneln, nicht die Ähnlichkeiten. Das Denken der "Wilden" besaß für ihn eine besondere Rationalität, und die Exotik fand er im Zentrum der Moderne. Ein Vorbild für Lévi-Strauss war der Indianer, der gleichgültig vor den Wolkenkratzern von Manhattan stand", schreibt Wolf Lepenies heute in seinem Nachruf in der Welt. In drei Wochen wäre Claude Lèvi-Strauss101 Jahre alt geworden. "Er hat dem Jahrhundert den Begriff gegeben, auf den es immer zurückgreifen konnte, wenn die Komplexität der Wirklichkeit es verschreckte, die Struktur", resümiert Fritz Göttler in der Süddeutschen.
Der Tod dieses säkularen Forschers und Denkers wird mir Anlaß sein, endlich sein vielleicht anrührendstes Buch zu lesen: Traurige Tropen
Vor sechzig Jahren erschien sein Epoche machendes Werk über Die elementaren Strukturen der Verwandtschaftsbeziehungen, in dem er Roman Jacobsons strukturalistische Theorie der Sprachen für die Erforschung des Zusammenlebens der Menschen fruchtbar gemacht hat. Auch Kultur ist Syntax. Danach erforschte er mit seinem strukturalistischen Blick zwanzig Jahre lang die Großen Erzählungen und Mythen der Menschheit und erstellte in legendären Titeln wie Das Rohe und das Gekochte, Vom Honig zur Asche oder Der nackte Mensch ein "Inventar der mentalen Innenräume".
Das hört sich viel abstrakter und kälter an, als Lévi-Strauss stets war. "Seine Sympathie galt dem Urmenschen, nicht der Spätkultur. Zugleich war der Ethnologe Lévi-Strauss ein Aufklärer, der davon überzeugt war, dass sich im Vergleich der Kulturen die Unterschiede ähneln, nicht die Ähnlichkeiten. Das Denken der "Wilden" besaß für ihn eine besondere Rationalität, und die Exotik fand er im Zentrum der Moderne. Ein Vorbild für Lévi-Strauss war der Indianer, der gleichgültig vor den Wolkenkratzern von Manhattan stand", schreibt Wolf Lepenies heute in seinem Nachruf in der Welt. In drei Wochen wäre Claude Lèvi-Strauss101 Jahre alt geworden. "Er hat dem Jahrhundert den Begriff gegeben, auf den es immer zurückgreifen konnte, wenn die Komplexität der Wirklichkeit es verschreckte, die Struktur", resümiert Fritz Göttler in der Süddeutschen.
Der Tod dieses säkularen Forschers und Denkers wird mir Anlaß sein, endlich sein vielleicht anrührendstes Buch zu lesen: Traurige Tropen
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