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Sonntag, 18. Januar 2009
Die Aprikosenbäume sind tot
sneen
er slet ikke sne
når den sner
midt i juni

der schnee
ist gar nicht schnee
wenn er mitten
im juni schneit

Richtig, denn dann ist es Blütenschnee und damit Unsterblichkeitsmetapher:
der schnee ist / selber aufgestiegen / und hat geblüht / im juni // wie äpfel / aprikosen / kastanien / im juni ... wenn man nie sterben muß *

Es war aber Januar und es war richtiger Schnee. Wir rollten bei Bilderbuchwinterwetter hindurch auf unserem Ausflug durch die ehemals schwedisch-dänischen Grenzlande und das anschließende Småland, so arm, daß man es Kleines Land getauft hatte, und zur gleichen Zeit erlag jenseits des Öresunds die Dichterin dieser Verse, nachdem der Nobelpreis auch im letzten Jahr wieder an ihr vorbei gereicht worden war, dem Tod. die aprikosenbäume gibt es ... nicht mehr.

in memoriam
Inger Christensen
16.1.1935 - 2.1.2009

“Die Menschen schaffen die Geschichte in einer verworrenen Mischung aus Bewußtsein und Blindheit. Das Bewußtsein kennen wir ... Doch stets ist es der unbekannte Faktor, worauf einzuwirken sich lohnt. Doch auf die Blindheit läßt sich nicht dadurch einwirken, daß wir die Wahrheit suchen... Ich betrachte es als die Aufgabe eines Schriftstellers, einen Code zu konstruieren, der den Würfelwurf lesbar macht... kurzum, ich betrachte es als die Aufgabe des Schriftstellers, sich mit dem Unmöglichen zu beschäftigen... versuchsweise eine Sprache zu gebrauchen, die nicht existiert, noch nicht.”

Die Verse sind Inger Christensens Gedicht alfabet entnommen. Übersetzung: Hanns Grössel

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