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Freitag, 29. Februar 2008
6.000.000.000.000
Auf diese Summe (in Worten: sechs Billionen) beziffert der Wirtschaftsnobelpreisträger und ehemalige Chefökonom der Weltbank, Joseph Stiglitz, in einem gleichnamigen Buch die bisherigen Kosten des US-Kriegs im Irak. Die USA selbst tragen die Hälfte, für die andere muss der Rest der Welt aufkommen. Gestern legten Stiglitz und seine Mitautorin Linda Bilmes ihre Rechnung dem englischen Guardian offen (heute bringt die FR Auszüge dieses Artikels). Demnach zahlen die Amerikaner, über den regulären Verteidigungshaushalt hinaus, Monat für Monat allein 16 Mrd. $ an laufenden Kriegskosten (ebensoviel wie das Jahresbudget der Vereinten Nationen. Die gesamte jährliche Entwicklungshilfe der USA für Afrika wird im Krieg in etwa zehn Tagen verballert). Und das sind nur die veröffentlichten Zahlen. Stiglitz/Bilmes fanden eine Menge gut versteckter Kosten. So berücksichtigt das US-Verteidigungsministerium in seinen offiziellen Kostenplänen nur Kampftruppen, aber nicht den gewaltigen Tross der Versorgungseinheiten hinter den Kampflinien, und zählt in seinen Verlustlisten nur Tote und Verwundete in direkten Kampfaktionen, nicht aber die Unfall- und Ausbildungsopfer oder die an Krankheiten Gestorbenen.

Pikante Details: Ein GI erhält etwa 40.000 $ Jahressold, ein Söldner von Halliburton & Co. das Zehnfache an Gehalt, indirekt vom Verteidigungsministerium aus dem Steuersäckel überwiesen, plus üppige Invalidenrenten und Hinterbliebenenversorgungen im Schadensfall. Die regulären Soldaten werden dagegen noch zynisch zur Kasse gebeten. Wer im ersten Einsatzmonat verwundet wird, muss seine Werbungsprämie zurückzahlen, einem schwer am Kopf verletzten Soldaten wurde eine Rechnung über 12.000 $ für beschädigte Ausrüstung zugestellt.

Um die wahren Kosten des Krieges zu verschleiern, senkte Bush sogar noch die Steuern - und finanzierte seinen Wüstenkrieg, weil die Amerikaner selbst nichts auf der hohen Kante haben, über Anleihen und Kredite bei anderen Ländern, allen voran China und den Ölstaaten am Persischen Golf. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: der kommende mächtige Rivale der bisherigen Weltmacht bezahlt ihre Kriege (und macht sie finanziell von sich abhängig). Bis 2017 müssen die USA eine weitere Billion Dollar allein an Zinsleistungen für die Kriegskredite aufbringen.

Der Bush-Krieg für Öl, so ist Stiglitz überzeugt, trug entscheidend dazu bei, dass sich der Ölpreis seit Kriegsausbruch vervierfacht hat. Das schlägt allein beim US-Ölimport mit jährlich zusätzlichen 25 Mrd. $ zu Buche. Die ölimportierenden Industrien in Europa und Asien belastet es mit mehr als einer Billion Dollar. Für die Entwicklungsländer ist der Effekt noch verheerender. Laut einer Studie der Internationalen Energiebehörde drückt der höhere Ölpreis in Afrika die Durchschnittseinkommen um 3% und annulliert damit alle internationalen Verbesserungsanstrengungen zurückliegender Jahre.

Der amerikanische Staat ist inzwischen so pleite und in den Miesen, dass er in der jüngsten Finanzkrise nicht einmal mehr den eigenen Banken aus der Patsche helfen konnte. Staatsfonds aus China und dem Mittleren Osten sprangen bereitwillig in die Bresche und kauften sich in großem Umfang bei der Citibank oder Meryll Lynch ein. “Die ökonomische Stellung der Vereinigten Staaten in der Welt hat sich verändert”, sagt Stiglitz zurückhaltend.

"Mission accomplished, Mr Bush!"

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