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Dienstag, 11. Dezember 2007
"Einzig wahre und gedenkbare Schöpfung aus Nichts"
“Die erste Idee ist natürlich die Vorstellung von mir selbst als einem absolut freien Wesen”, beginnt das wohl aus der gemeinsamen Tübinger Studierstube Hölderlins, Hegels und Schellings hervorgegangene Älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus. Diese Vorstellung aber wird sofort in Gegensatz zur umgebenden Zeit und Gesellschaft gesehen und gesetzt, indem der Autor als nächstes zeigen will, “daß es keine Idee vom Staat gibt, weil der Staat etwas Mechanisches ist, so wenig als es eine Idee von einer Maschine gibt. Nur was Gegenstand der Freiheit ist, heißt Idee. Wir müssen also auch über den Staat hinaus! – Denn jeder Staat muß freie Menschen als mechanisches Räderwerk behandeln; und das soll er nicht; also soll er aufhören.” (Sieh mal einer an, so etwas haben die klassizistischen Gipfsköpfe aus dem Pantheon der deutschen Geistesgeschichte von sich gegeben!)
Doch was dann? Was tritt nach Vorstellung der deutschen Idealisten an die Stelle des Staats, was folgt auf ihn? Die Antwort klingt (Verzeihung für die Tautologie) wahrhaft idealistisch: Freie und selbstbewusste Menschen.
Und darauf folgt noch ein kühner, hoch spekulativer Gedanke: “Mit dem freien, selbstbewußten Wesen tritt zugleich eine ganze Welt – aus dem Nichts hervor – die einzig wahre und gedenkbare Schöpfung aus Nichts.”

Ich lande mit diesem Gedanken wieder hier auf der Ebene aus schwarzem Sand: Ich, ein freies, selbstbewusstes Wesen, und das Nichts in schöner Koexistenz: “zugleich”. Obwohl das Nichts doch gerade als das Nicht-Existierende definiert ist. Die einzig denkbare Schöpfung aus dem Nichts wäre eine Welt, so verstehe ich das Systemprogramm an dieser Stelle, die zugleich mit dem freien, selbstbewussten Wesen aus dem Nichts hervorträte, exsistierte.
Wer aber schöpft diese Welt aus dem Nichts? So weit ich sehen kann, tritt im Systemprogramm kein anderer Schöpfer in Erscheinung als das freie, selbstbewusste Ich selbst. Es darf wohl als sicher angenommen werden, dass hinter dieser Apotheose jene das Ich idealistisch übersteigernde Philosophie steht, die Friedrich Schlegel in seinen Athenäums-Fragmenten (neben der Französischen Revolution und Goethes Wilhelm Meister) als “größte Tendenz des Zeitalters” deklarierte: Fichtes Wissenschaftslehre. - Man schleppt aber auch seltsame Bücher beim Wandern mit sich herum.

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