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Freitag, 13. März 2009
Der Atlantikschwimmer
25 Jahre hat Guðlaugur Friðþórsson heute nach einer unglaublichen Leistung seinen sicheren Tod überlebt.
In der Nacht vom 11. März 1984 kenterte sein Fischerboot im winterkalten Nordatlantik östlich der zu Island gehörenden Westmänner-Inseln. Außer ihm konnten sich noch zwei weitere Besatzungsmitglieder zunächst auf den Kiel des umgeschlagenen Boots retten. Nach etwa einer Stunde sackte das Boot ganz weg, und der Kapitän sagte, sie sollten versuchen, auf das ferne Licht des Leuchtturms der Inseln zuzuschwimmen. Jeder für sich. Einander helfen könnten sie doch nicht. Nach einer Weile schwamm Guðlaugur nur noch allein. Seine beiden Kollegen wurden vermutlich, wie es bei diesen Temperaturen im eisigen Meer normal ist, Opfer von Unterkühlung und ertranken. Der damals 22jährige Guðlaugur aber schwamm. In Jeans, Pullover und Overall. Nach etwa einer Meile, berichtete er später, fuhr in kaum mehr als 100 Metern Entfernung ein anderes Boot an ihm vorbei, ohne sein Schreien und Winken zu bemerken. “Erst wurde ich von Hoffnungslosigkeit gepackt, als ich dem Boot nachsah. Dann dachte ich, wenn dir keiner hilft, mußt du dir selber helfen, und das gab mir neue Kraft. Ich streifte den Overall ab und schwamm eine Weile auf dem Rücken, bis mir am Kopf zu kalt wurde.
Ich ließ mir alles Mögliche durch den Kopf gehen, um mich abzulenken und wach zu halten. Einmal schwamm ich mit geschlossenen Augen, doch als ich sie öffnete, sah ich, daß ich vom Kurs abgekommen war. Da erzählte ich mir alle Witze, an die ich mich erinnern konnte." So kam er Heimaey, der bewohnten Hauptinsel langsam näher, doch an einer abgelegenen Steilküste mit hoher Brandung. "Erst schwamm ich wieder ein Stück raus. Doch dann beschloß ich, es zu riskieren, und ließ mich von der Brandung auf die Felsen werfen. Ich bekam einen Stein zu fassen, klammerte mich fest und kroch nach dem Ablaufen des Wassers weiter. So kam ich endlich aufs Trockene." - Nachdem er im tiefsten Winter mehr als fünf Stunden lang durch den eisig kalten Ozean geschwommen war.
Naß, frierend, erschöpft und barfuß mußte er noch weitere drei Stunden über scharfkantige Lava stolpern, bis er das erste Haus erreichte.
Heute ist es auf den Westmänner-Inseln an diesem Tag Tradition, die gleiche Strecke von sechs Kilometern im Schwimmbecken zurückzulegen. Ich lag hier im Freibad lieber bequem im warmen Hot Pot, aber auch da kam das Gespräch auf Guðlaugur Friðþórsson. Jemand erzählte, daß man ihn später ausgiebigst darauf hin untersucht hätte, was ihn zu dieser eigentlich menschenunmöglichen Leistung befähigt hatte. "Er war sicher ausdauernd und stark. Das Entscheidende soll aber gewesen sein", sagte mein Gegenüber, "daß Guðlaugur zu den seltenen Menschen gehört, die auch richtig Speck im Schulter-Nacken-Bereich ansetzen. Das hat seine Halsschlagadern besser isoliert und ihn an dieser lebenswichtigen Stelle vor Auskühlung bewahrt."
Weiß nicht, ob's ein Befund oder Seemannsgarn war, was da gesponnen wurde, aber die Geschichte von Guðlaugur Friðþórsson ist wahr, so unglaublich sie klingt. -
Ich sollte mehr essen. In meiner jetzigen Konstitution wäre ich wohl nach den üblichen zehn Minuten nach dem Eintauchen ins kalte Wasser gestorben.

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